89. Tour de France:Lance Armstrong deklassiert Konkurrenten

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Das Gelbe Trikot ist dem Amerikaner nicht mehr zu nehmen. Mit einem kurzen Antritt schüttelte er seine Verfolger kurz vor dem Ziel in La Plagne ab. Etappensieger wurde Michael Boogerd.

"Rien ne va plus" für Lance Armstrongs Rivalen: Der texanische "Super-Turbo" hat im Finale der "Königs-Etappe" bei der 89. Tour de France die Konkurrenz deklassiert und kann nun wohl endgültig die Siegesfeier für den vierten Gesamt-Triumph am Sonntag auf den Champs-Elysees in Paris planen.

Das Fahrerfeld um Tour-Patron Lance Armstrong (Gelbes Trikot) hat auf dem Weg zum Gipfel des Galibiers kaum Zeit die Aussicht zu genießen. (Foto: N/A)

Der Tour-Regent baute bei der Fahrt über das 2645 Meter hohe "Dach der Tour" am Gipfel des Col du Galibier seinen Vorsprung im Gelben Trikot weiter aus und überließ bei der Bergankunft in La Plagne dem Niederländer Michael Boogerd den Tagessieg.

Vorsprung auf Beloki und Rumsas wächst und wächst ...

Armstrong geht mit 5:06 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Joseba Beloki auf die letzte Alpenetappe am Donnerstag, als Dritter hat der Litauer Raimondas Rumsas 7:24 Minuten Rückstand.

"Der Weg bis Paris ist noch weit", meinte Armstrong, nachdem er auf den letzten fünf Kilometern seine Konkurrenten von Once und Lampre zu Statisten degradiert hatte. "Ich konzentriere mich darauf, den zweiten Platz zu verteidigen", hatte Beloki schon vor dem Start gesagt.

Während Frankreichs Publikumsliebling Laurent Jalabert das Berg-Trikot und der Australier Robbie McEwen das grüne Jersey des punktbesten Sprinters vor Telekom-Kapitän Erik Zabel verteidigten, machte Boogerd seinen zweiten Tour-Etappensieg seit 1996 nach drei Bergpreisen der höchsten Kategorie perfekt.

Bei seiner siebten Tour gewann Boogerd 179,5 Kilometer nach dem Start in Les Deux Alpes an der 1970 Meter hochgelegenen Skistation der Olympischen Winterspiele von Albertville nach 5:48:29 Stunden mit 1:25 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Carlos Sastre und Armstrong. Mit 2:02 Minuten Rückstand kamen Beloki und Rumsas an.

Favoriten um Armstrong fingen Ausreißer ein

Die Entscheidung über das Finale der Gipfel-Jagd wurde am Fuß des 11,7 Kilometer langen Anstiegs hinauf nach La Plagne eingeleitet. Bei der Kletter-Tour mit 6,9 Prozent Steigung fingen die Favoriten um Armstrong eine fünfköpfige Gruppe um Jalabert nach und nach ein.

Boogerd konnte Armstrong jedoch nicht mehr abfangen, der zweimalige holländische Straßenmeister ließ sich nach 80 Kilomter langem Solo den Sieg nicht mehr nehmen. "Ich habe es oft versucht. Heute hat einfach alles geklappt", sagte Boogerd nach dem ersten holländischen Tour-Etappensieg seit 13 Jahren.

Bummeln am Galibier

Einen Tag nach den Marathon-Strapazen der längsten Tour-Etappe hatten die 162 Fahrer die Berg- und Talfahrt ruhig angehen lassen.

Beim 33,8 Kilometer langen Galibier-Anstieg "bummelte" die Tour-Kolone zunächst, ehe Banesto-Profi Marzio Bruseghin sechs Kilometer unterhalb des Gipfels die Jagd eröffnete. Dem Italiener folgten neun Verfolger, darunter auch "Berg-König" Jalabert.

Da außer Jalabert und Boogerd die restlichen acht Ausreißer der spanischen "Armada" von Once, Banesto und Kelme angehörten, war Armstrongs Postal-Team zum Handeln gezwungen. Nachdem Vortagessieger Santiago Botero (Kolumbien), den Bergpreis am zum 52. Mal in der Tour-Geschichte passierten Galibier vor Bruseghin und Jalabert gewann, fing der Postal-Express die Konkurrenz auf der Abfahrt zum Col du Telegraph (1566 m) wieder ein und konnte danach erstmal Pause machen.

Fagnini verlor Sprint gegen O'Grady

Die Favoriten blieben im Hauptfeld zusammen, für Furore sorgten die Sprinter. Dabei setzten sich Zabel und McEwen nicht in Szene, die Telekom-Farben vetrat Gian-Mateo Fagnini. Bei der Sprintwertung nach 90,5 Kilometer in Saint-Avre musste sich der Italiener nur dem Australier Stuart O'Grady geschlagen geben.

In der Spitze fuhr auch wieder Boogerd, dessen Stunde am 2000 Meter hohen Col de la Madeleine schlug. Auf dem 19,4 Kilometer langen Anstieg mit 7,9 Prozent Steigung setzte sich der frühere Sieger des Amstel-Gold-Race ab und fuhr anschließend über drei Minuten Vorsprung vor der ersten Verfolgergruppe und rund acht Minuten vor dem Hauptfeld mit Armstrong heraus.

Zweiter bei dem Bergpreis wurde Jalabert, der damit sein Berg-Trikot erfolgreich verteidigt hatte. Im Peloton fielen zu diesem Zeitpunkt immer mehr Fahrer hinter dem Hauptfeld zurück, darunter auch mit vier Minuten Rückstand Zabel. Erneut nicht die Erwartungen erfüllen konnten die Telekom-Kletterer Kevin Livingston und Giuseppe Guerini. "Das liegt an der Helfer-Mentalität. Sie brauchen einen Führer", hatte Telekom-Manager Walter Godefroot schon vorher erkennen müssen.

Den Strapazen nicht mehr gewachsen waren Alessio-Kapitän Laurent Dufaux (Schweiz), Frankreichs Sprintstar Jimmy Casper und der magenkranke Spanier Oscar Sevilla, der als Gesamtsiebter des Vorjahres und Gewinner des Weißen Nachwuchsfahrer-Trikots als Mitfavorit angetreten war.

Die Alpen-Visite der Tour endet am Donnerstag nach der kürzesten diesjährigen Etappe in Cluses. Auf dem Weg dorthin stehen von Aime im Tal der Isere über 142 Kilometer noch vier schwere Berge der zweiten und ersten Kategorie auf dem Programm. Bis zum Ziel am Ende einer 20 Kilometer langen Abfahrt sind mehr als 3500 Höhenmeter zu überwinden.

(sueddetusche.de/sid)

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