100-Meter-Finale der Frauen:Frauen der Superlative

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Nummer eins: Shelly-Ann Fraser-Pryce (rechts) gewinnt das 100-Meter-Finale der Frauen, Dafne Schippers kommt ihr am nächsten. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Jamaikas Shelly-Ann Fraser-Pryce verteidigt ihren Titel gegen die bemerkenswert vielseitige Niederländerin Dafne Schippers.

Shelly-Ann Fraser-Pryce ist eine Frau der Superlative: Die 28 Jahre alte Jamaikanerin ist eine der kleinsten Leichtathletinnen der Welt mit ihren 1,52 Metern, sie ist eine der auffälligsten dazu, wegen ihres Doppel-Vor- und Doppel-Nachnamens sowie wegen ihrer grün gefärbten und mit Sonnenblumen durchwebten Rastamähne, mit der sie bei der WM in Peking die Blicke auf sich zieht. Und ganz zweifellos ist sie die schnellste, wie sie am Montagabend im Olympiastadion der chinesischen Hauptstadt bestätigte: Da gewann sie das Finale über 100 Meter in 10,76 Sekunden und holte damit ihren insgesamt sechsten Weltmeistertitel.

Die bemerkenswerteste, überraschendste und vielseitigste Leichtathletin dieser Tage ist Shelly-Ann Fraser-Pryce allerdings nicht, das ist vielmehr die Frau, die sie gerade noch in Schach halten konnte - die Niederländerin Dafne Schippers. Die großgewachsene Athletin (1,79 Meter) sicherte sich bei leichtem Gegenwind von 0,3 Metern pro Sekunde in neuem Landesrekord von 10,81 Sekunden die Silber- medaille; bereits im Halbfinale hatte sie ihre Bestmarke auf 10,83 gesteigert. Als einzige Europäerinnen sind bislang Christine Arron (Frankreich/10,73), die Russin Irina Priwalowa sowie die Bulgarin Iwet Lalowa (beide 10,77) schneller gelaufen.

Die 23-Jährige aus Utrecht hält damit bereits in fünf Disziplinen eine nationale Höchstleistung: Seit vorigem Jahr ist sie außerdem die Beste über 200 Meter (22,03 Sekunden), im Weitsprung (6,78 Meter), im Siebenkampf (6545 Punkte) sowie mit der 4x100-Meter-Staffel (42,40).

Begonnen hat Schippers ihre Leicht- athletik-Karriere als Mehrkämpferin, in der Juniorenklasse holte sie 2010 den WM- und 2011 den EM-Titel im Siebenkampf; bei den Frauen folgte 2013 in Moskau WM-Bronze. Obwohl sie im vorigen Sommer bei der EM in Zürich beide Sprintstrecken gewann, wollte sie in Peking ursprünglich erneut im Siebenkampf an den Start gehen, doch dieses Vorhaben verwarf sie zu Saisonbeginn, nachdem sie beim Mehrkampf-Meeting in Götzis aufgegeben hatte. "Im Siebenkampf hatte ich immer Probleme mit meinem Knie und war frustriert", sagte Schippers: "Die 100 und 200 Meter entsprechen meiner Natur mehr."

Über 200 Meter muss Dafne Schippers die wegen ihrer Größe "Pocket-Rocket" (Taschenrakete) genannte Fraser-Pryce nicht fürchten. "Ich werde hier keine 200 Meter laufen", hat die Titelverteidigerin angekündigt.

© SZ vom 25.08.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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