0:0 in Köln:Selten dummbatzig

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Werder Bremen bleibt erstmals in dieser Saison ohne Gegentor, rutscht aber dennoch auf Platz 16 ab. Damit kommt es am letzten Spieltag zum finalen Showdown gegen Eintracht Frankfurt.

Von Milan Pavlovic, Köln

Gepflegte Langeweile, Nullnummer und Werder Bremen, das sind fünf Wörter, die gemeinhin nicht in einem Satz vorkommen. Zumindest nicht in dieser Saison. Dass es bei den Hanseaten meistens aufregend zugeht (0:6 in Wolfsburg, 1:5 in Gladbach und 0:5 in München, aber auch 4:1 in Leverkusen, 3:1 bei Schalke 04 und 6:2 gegen Stuttgart), hat sie oft Punkte gekostet. Man kann nun vortrefflich darüber diskutieren, ob dem Verein ein paar Nullnummern tabellarisch womöglich besser gestanden hätten als die vielen spektakulären Aufs und Abs. Doch dann lässt sich als Gegenbeweis dieser 33. Spieltag aufführen: Beim 1. FC Köln gab es das erste Bremer 0:0 dieser Saison, und trotzdem rutschte der Klub auf den 16. Platz ab.

Dadurch kommt es am kommenden Wochenende zum avisierten "Endspiel um Platz 16" gegen Eintracht Frankfurt - allerdings mit anderen Vorzeichen als angenommen: Nach dem 1:0 der Hessen gegen Dortmund muss Werder nun unbedingt gewinnen, um den Relegationsspielen gegen den Dritten der zweiten Liga zu entgehen. Die Bremer haderten dennoch nicht lange: "Auf Unentschieden zu spielen, geht ohnehin oft daneben", sagte Fin Bartels. Der offensive Mittelfeldspieler wird die Partie wegen einer selten dummbatzigen gelben Karte (wegen Lamentierens) verpassen. "Nach unseren letzten Heimspielen (3:2 gegen Wolfsburg, 6:2 gegen Stuttgart, Anm.) müssen wir uns nicht verstecken", sagte Torwart Felix Wiedwald. Und Viktor Skripnik kündigte an, "dass wir daheim mit viel mehr Kraft und Selbstbewusstsein spielen. Ich bin froh, dass wir alles in unserer Hand haben."

Zum Haare raufen: Die Bremer hatten einige gute Gelegenheiten ausgelassen, auch der sonst zuverlässige Claudio Pizarro (l.). (Foto: Maja Hitij/dpa)

Bremens korrektes Tor wird nicht anerkannt

Hätte Zlatko Junuzovic bei Standards dieselbe Klasse gezeigt wie in den Vorjahren, wäre Werder wahrscheinlich in einer komfortableren Position. Der Österreicher durfte gefühlt 100 ruhende Bälle treten, die meisten davon in der ersten Halbzeit. Er brachte sie allerdings so gut wie nie an den eigenen Mann. Dabei traf den Österreicher aber nicht immer die Hauptschuld, denn einmal fiel der Ball nach einer Ecke über Umwege dem aufgerückten Santiago Garcia vor die Füße, der ins Kölner Tor schoss (26.). Doch Schiedsrichter Felix Zwayer versagte dem Treffer die Gültigkeit; er hatte ein Foul an FC-Torwart Horn erkannt - eine exklusive Beobachtung, denn Horn war von seinen eigenen Spielern (Modeste und Heintz) behindert worden.

Man konnte nicht richtig erkennen, dass Köln an seine minimale Chance auf Platz sieben (und damit die Europa League) glaubte. Tausend Zweikämpfe und tausend Pfiffe des kleinlichen Referees stoppten den Spielfluss und führten zu einem zerfahrenen Treiben. Dennoch hatten die Gastgeber die beiden besten Chancen der Halbzeit. Doch Felix Wiedwald parierte jeweils gekonnt: früh gegen Zoller (7. Minute), direkt vor dem Pausenpfiff gegen Modeste (45.+1), als den Kölnern der erste überfallartige Konter gelang. Ansonsten war der Blick auf die Blitz-Tabelle spannender, wo die Gäste nach den Führungstreffern von Frankfurt und Stuttgart zwischenzeitlich auf Platz 17 durchgereicht wurden.

Wiedwald bewahrt Werder vor der Niederlage

Nach der enttäuschenden Leistung vor dem Wechsel steigerte sich der FC, das waren die Spieler dem vergnügungssüchtigen Kölner Publikum schuldig. Großen Anteil daran hatte der eingewechselte Yuya Osako, der die Bälle geschickt in die Spitze verteilte. Hauptdarsteller blieb allerdings der oft kritisierte Werder-Keeper Wiedwald, der gleich dreimal in 1:1-Situationen klärte: gegen Bittencourt (62., nach Pass Osako) sowie zweimal gegen Modeste (77., 87., jeweils nach Pässen von Osako). Und als Wiedwald einem Schuss des eingewechselten Hertel hinterher sehen musste, flog der Ball knapp über das Tor (90.).

Zuvor hatte Werder Glück gehabt, als der Schiedsrichter nicht auf Elfmeter entschied, als Djilobodji den Kölner Verteidiger Maroh am Knie traf (72.). Fin Bartels weigerte sich allerdings, von "ausgleichender Ungerechtigkeit" wegen des nicht gegebenen Werder-Tors aus der ersten Halbzeit zu sprechen: "Das kann man doch nicht vergleichen. Das Spiel wäre ganz anders verlaufen, wenn wir 1:0 in Führung gegangen wären." Diese Möglichkeit bot sich den Gästen dann in der turbulenten Nachspielzeit, als Werders Rekord-Torschütze Claudio Pizarro gleich zwei gute Gelegenheiten ausließ, für den ersten Bremer 1:0-Sieg in der Bundesliga seit über einem Jahr zu sorgen. Der Name des Gegners in jenem Spiel stimmte die Hanseaten dennoch optimistisch. Er hieß Eintracht Frankfurt.

© SZ vom 08.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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