0:0 in Berlin:Null Mal interveniert

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Auf Augenhöhe: Herthas Salomon Kalou und Freiburgs Robin Koch (l.) kämpfen beim 0:0 in Berlin um den Ball. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Hertha BSC lässt die Chance verstreichen, seine Fans glücklich zu machen. Beim 0:0 gegen Freiburg gelingt im Grunde: nichts.

Von Javier Cáceres, Berlin

Ehe die Partie begann, begaben sich die Spieler von Hertha BSC Berlin in die Ostkurve, wo die treuesten ihrer Fans standen. Sie dankten ihnen schon vor der Partie gegen den SC Freiburg für die Unterstützung, die sie als gegeben voraussetzten, und ernteten von den Anhängern ein munteres Hallo. Nach den 90 Minuten, die in einem so tor- wie trostlosen Unentschieden gemündet waren, fiel der Weg in die Kurve aus - denn die Berliner Anhänger pfiffen aus Überdruss: Sie warten nun schon seit der Adventszeit auf einen Heimsieg (3:1 gegen Hannover 96 am 13.12.2017), in neun Spielen ist Hertha im laufenden Kalenderjahr auf gerade einmal acht Punkte gekommen, bei nur einem einzigen Sieg (2:0 in Leverkusen). "Ich kann die Fans verstehen", sagte Herthas Torwart Rune Jarstein, an dem es freilich nicht gelegen hatte: Der Norweger hatte exakt null Mal intervenieren müssen.

Die Statistik illustriert, welch grandiose Chance Hertha am Samstagabend vor nicht einmal 40.000 Zuschauern verstreichen ließ. Die Berliner spielten in der ersten halben Stunde ruhiger präziser, befreiter, energiegeladener als die Gäste. Während sich die Freiburger immer wieder zu langen Bällen gezwungen sahen, kneteten die Berliner sich das Spiel zurecht wie einen Teig. Sie kamen auch zu Chancen. Doch die einst viel gerühmte Effektivität der Hertha ist auf unerklärliche Weise perdu gegangen. Keine Chance war eindeutiger als jene von Herthas Kapitän Vedad Ibisevic, den Lazaro bediente, nachdem er Freiburgs Innenverteidiger Caglar Söyüncü in Strafraunähe den Ball abgejagt hatte. Der Bosnier kam jedoch drei Meter vor dem Tor nur mit den vorderen Stollen seiner phosphorfarbenen Schuhe an den Ball. "Wir haben uns für den riesigen Aufwand nicht belohnt", klagte Linksverteidiger Marvin Plattenhardt.

Dass Freiburgs Trainer Christian Streich nach knapp einer halben Stunde Amir Abrashi verletzungsbedingt durch Nicolas Höfer ersetzen musste, half den Freiburgern dabei, zumindest ein wenig Kontrolle über das Spiel zu erlangen - wobei ihnen zupass kam, dass die Hertha das Anfangstempo deutlich verringerte. In der Offensive tat sich freilich nichts. "Wir schaffen es zurzeit einfach nicht, die Qualität zu erzeugen, um vier, fünf Pässe am Stück zu spielen. Aber was soll ich klagen? Die Mannschaft ist bereit, alles abzulaufen", sagte Trainer Streich.

Herthas Trainer Pal Dardai versuchte nach knapp einer Stunde, das Offensivspiel durch einen Doppelwechsel umzuwälzen. Für Ibisevic kam Davie Selke; Kalou wurde durch Spielmacher Ondrej Duda ersetzt (59.). Doch es tat sich im Grunde: nichts. Immerhin dürfte ein Punkt beiden Teams angesichts der konstant schlechten Leistungen der Kellerkinder des Landes reichen, um nicht noch in größere Schwierigkeiten zu kommen.

© SZ vom 11.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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