Ô Cólúmnãò:Lange Partyleitung

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Nach dem Modernen Fünfkampf sind die verlassenen Straßen in Deodoro durchaus verwunderlich. Bis zur Ankunft am Parkplatz.

Von Volker Kreisl

Drei Wochen Olympische Spiele hinterlassen Folgen. Die Wachsamkeit lässt nach, und die Leitung, auf der man steht, wird immer länger. Eins und eins zusammenzuzählen, ist eigentlich nicht so schwer. Wie deutlich müssen die Zeichen noch sein?

Letzter Termin: Moderner Fünfkampf. Ein schöner, aber ausgedachter Sport, eine vor circa 120 Jahren komponierte Disziplin aus fünf Unterdisziplinen zur Prüfung des wahrhaft vielseitigen Athleten. Ein besonders olympischer Sport. Nun aber, 120 Jahre später, stand im Vordergrund, dass die fünfte Disziplin in einer halben Stunde stattfinden würde und der Bus nicht kam.

Von weitem war Lärm zu hören, nur eben kein Fünfkampf-Lärm

Dabei wäre, wenn einen hier nicht die ständige Eile in den inneren Tunnel getrieben hätte, alles erkennbar gewesen. Zur Entlastung: Man musste sich auch nicht sonderlich wundern, dass die Straßen im Olympia-Nebenort Deodoro, einem deprimierenden Militärgebiet, verlassen waren, es war ja nur noch Fünfkampf übrig hier, und es war gerade der erste kräftige Regenguss niedergegangen, der den Sturm ankündigte, der am Schlusstag Absperrungen im Olympiapark niederreißen und Pappteller und Papierservietten in die Luft wirbeln und verstreuen sollte.

Aber das geschah erst am nächsten Tag - jetzt war die Freude groß, dass doch noch ein einzelner Bus kam, und immer noch dämmerte nichts, auch nicht beim Anblick des schlecht gelaunten, grußlosen Chauffeurs, der wirkte, als hätte man ihn zum Chauffieren gezwungen, und in einem Tempo durch das verkehrsberuhigte Militärgebiet raste, so dass man sich im Sitzen mit beiden Händen an der Vorderlehne festhalten musste.

Boxen so groß wie Kühlschränke für die Party bis spät in die Nacht

Endlich, in der Ferne funkelte das Flutlicht des Pentathlon-Stadions, und beim Aussteigen war Lärm zu hören. Nur, irgendwie kein Fünfkampf-Lärm, sondern mächtiger Kulissenkrach. Der Schleichweg übers Hockeygelände war der direkteste, jetzt hieß es laufen. Aber dann, hinter der nächsten Ecke und viel zu früh, tauchte der Grund für das Pfeifen und Schreien plötzlich auf, und auch der für das menschenleere Deodoro.

Drei Wochen lang waren Rios Mitarbeiter im Einsatz, Einlassprüfer, Toilettenputzer, Startlistenkopierer, Kaffeekannenträger, Buseinweiser, Busfahrer, Dolmetscher, Mixed-Zonen-Ordner - jetzt wurde gefeiert. Drei Lautsprecher, so groß wie Kühlschränke, beschallten den Parkplatz. Davor standen Stühle wie im Kino, gereicht wurde Bier und Gegrilltes. Und zwischen den Lautsprechern, so laut eingestellt wie das Maracanã selbst, hatten die Volunteers drei Flachbildschirme nebeneinander aufgerichtet.

Ihre Olympischen Spiele begannen mit dem Anpfiff des Fußball-Finales, und sie sollten nach dem Sieg Brasiliens gegen Deutschland erst spät in der Nacht zu Ende gehen.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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