Warth-Schröcken:Mit Olympiasieger und Bürgermeister auf die Piste

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Das Skigebiet in Vorarlberg ist ein Schneegarant: Die Tiefschneehänge locken Freerider und Tourengeher an - und noch in den Osterferien erwarten Familien gute Bedingungen. Doch werden die beiden Gemeinden dabei ihre Ursprünglichkeit bewahren?

Von Lisa Sonnabend

Im österreichischen Vorarlberg eingebettet zwischen Bregenzerwald, Lechtal und Arlberg liegen die Gemeinden Warth und Schröcken. Statt großer Gondeln gibt es nur elf Sessellifte im Skigebiet und vier Übungslifte. Zwischen 1500 und 2050 Höhenmetern schwingen die Skifahrer auf 56 Kilometer präparierten Pisten und unzähligen Tiefschneehängen hinab.

Elf Sessel- und vier Übungslifte gibt es in diesem Skigebiet. (Foto: Foto: Warth & Schröcken)

Vom Saloberjet beispielsweise geht es entweder die blaue Abfahrt hinunter, die gemütlich über Ziehwege und flache Hänge ins Tal führt, oder die steile "schwarze" Piste - für Geübte. Von der Hochalpbahn - im Zentrum des Skigebietes - fahren Familien gemütlich über sonnige, weite Hänge an Skihütten vorbei zur Liftstation des Sechser-Sessellifts.

Im vergangenen Winter wurden fünf neue moderne Sessellifte in Betrieb genommen - die Liftzahl hat sich so fast verdoppelt. Nur fünf Minuten benötigt der Jägeralp-Express vom Tal bis zum Wartherhorn. Von dort geht es auf einer langen breiten Abfahrt oder einer nur teilweise präparierten Skiroute wieder hinab.

In einer Zeit ohne Lifte...

Renate Schrammel ist die Bürgermeisterin von Schröcken - einer Gemeinde mit lediglich 230 Einwohnern. Doch meist gibt es viel mehr Menschen im Ort; denn jeden Tag kommen bis zu 800 Urlaubsgäste. Schrammel ist halt Bürgermeisterin in einem Skigebiet.

Vor vierzig Jahren, als sie ein Kind war, gab es noch keine einzige Liftanlage in Warth-Schröcken. Skigefahren wurde trotzdem. "In die Schule bin ich mit den Skiern durch den Wald gefahren. Auf dem Heimweg musste ich dann 300 Höhenmeter mit den Brettern auf dem Rücken hinaufstapfen," erzählt Schrammel.

"Frauen gehören hinter den Herd"

Es hat sich inzwischen viel geändert in Warth-Schröcken, wenn auch die Gemeinden in mancher Hinsicht immer noch sehr ursprünglich sind. Schrammels 91-jähriger Vater hat bei der Bürgermeisterwahl vor knapp fünf Jahren nicht für seine Tochter gestimmt. "Der meint immer noch - wie viele hier -, Frauen gehören hinter den Herd", sagt Schrammel, die eine von nur drei weiblichen Bürgermeisterinnen im Vorarlberg ist. Nach ihrer Wahl kamen deswegen Reporter aus ganz Österreich in den kleinen Ort Schröcken.

Warth und Schröcken sind trotz der Modernisierungen recht gemütliche Touristenorte geblieben: Den Bürgermeister von Warth sieht man auf der Piste, wenn er als Skilehrer elegant wedelnd seiner Gruppe voranfährt. Den Liftbetreiber und den Dorfpolizisten trifft man beim Après-Ski in der Disko, und den Ski-Olympiasieger von 1988, Fritz Strolz, den hier alle "Hupsi" nennen und der die örtliche Skischule leitet, beim Spazieren gehen.

Freerider-Paradies

Gerauptes Land (Foto: Foto: Warth & Schröcken)

Viele Familien machen in Warth-Schröcken Urlaub. Aber es kommen auch zahlreiche jugendliche Skifahrer und Snowboarder. Sie suchen Tiefschnee abseits der Pisten und werden in Warth-Schröcken meist den ganzen Winter über fündig: Die Freerider müssen hier nicht um den unberührten Schnee kämpfen; den gibt es hier zu Haufe. Beinahe auf jeder Piste ist ein Abstecher über Tiefschnee-Hänge möglich.

Beim letztjährigen Ski-Opening Mitte Dezember lagen allerdings nur 40 Zentimeter Schnee. Auf den Pisten störten Steine, der Schnee war hart und alt, die umliegenden Berge ganz grün. Ein schlechtes Omen für die Saison? "Da mache ich mir keine Sorgen", sagt Schrammel. "Schnee wird noch mehr als genug fallen."

Nach Ostern nur noch Sonne erwünscht

In den vergangenen Wintern lag an manchen Tagen mehr als zehn Meter. Das Skigebiet Warth-Schröcken auf der Nordseite des Arlbergs ist ein wahres Schneeloch; die "Staulage" begünstigt den vielen Schnee. Theoretisch könne man hier bis Ende Mai zu guten Bedingungen Ski fahren, sagt Schrammel. "Doch nach Ostern wollen Urlauber keinen Schnee mehr, sondern Sonne." Und so schließen die Lifte Ende April.

Warth-Schröcken hat sich in den vergangenen Jahren zu einem modernen Skigebiet gewandelt, aber dabei seinen familiären, unberührten Charakter nicht verloren - noch nicht. Ein Verbindungslift zum Skigebiet Lech ist in Planung. Die Gemeinden Warth und Schröcken wollen ein immer größeres Ski-Areal, um immer mehr Gäste bewirten zu können.

Doch die Fläche für die neue Lifttrasse gehört einem Almbauern - und der weigert sich, seinen Grund zu verkaufen. "Aber er wird schon nachgeben", sagt Schrammel. "Dann werden noch mehr Urlauber nach Warth-Schröcken kommen."

Doch: Wollen die Touristen überhaupt, dass sich etwas ändert?

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