Unruhen in Thailand:Der Heimat ferner als gedacht

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Tausende Urlauber sitzen in Bangkok fest: Thailands Tourismusbranche befürchtet, dass sie in der beginnenden Feriensaison schwere Einbußen erleiden wird.

Jochen Temsch

Der Tourismus ist Thailands wichtigste Devisenquelle. Und so ist es wenig verwunderlich, wenn der Direktor des thailändischen Tourismusverbandes die Besetzung des Flughafens von Bangkok an diesem Mittwoch mit deutlichen Worten geißelt. "Wir zerschlagen unser eigenes Porzellan", sagt Wichit Na-Ranong.

Wartende Touristen am Internationalen Flughafen von Bangkok. (Foto: Foto: AFP)

Seine Befürchtungen lassen sich auch in Zahlen ausdrücken: Wenn in der bald beginnenden Hauptsaison 50 Prozent weniger Touristen kämen, verlöre das Land mehr als zwei Milliarden Euro.

Gut 15 Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Thailand, unter ihnen sind mehr als eine halbe Million Deutsche, denn das südostasiatische Land ist eines ihrer liebsten Urlaubsziele.

Doch nun stecken sie fest, zumindest in Bangkok. Rund 400 deutsche Pauschaltouristen sind unter ihnen; und insgesamt sind es mehr als tausend Reisende, die von den Flugausfällen in Richtung Deutschland betroffen sind.

Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) wollen sich zurzeit täglich etwa 300 Deutsche zu Pauschalurlauben mit Stopp in Bangkok aufmachen.

Deren Flüge in die thailändische Hauptstadt fallen vorerst aus, genau wie jene von Geschäftsreisenden und Individualtouristen. Fluglinien wie Air Berlin oder Lufthansa und Veranstalter wie Tui, Thomas Cook, Meier's Weltreisen und Dertour haben Reisen nach Bangkok abgesagt, verschoben oder umgeleitet.

Alle Touristen, die bei einem Reiseveranstalter gebucht haben und nun in der thailändischen Hauptstadt festsitzen, werden in Hotels gebracht und dort betreut, bis wieder Flüge möglich sind.

Wer individuell reist, ist auf sich gestellt, muss sich selbst eine Unterkunft organisieren. Ob es auch in den kommenden Tagen zu Flugausfällen in Bangkok kommen wird, ist noch unklar.

Auch Badeorte befürchten Einbußen

Auf der thailändischen Ferieninsel Phuket war von der Krise bislang nichts zu spüren. Bisher hat der Protest fast ausschließlich Bangkok betroffen, und dort nur einige wenige Schauplätze wie das Parlament und den Regierungssitz.

Mit der Besetzung des internationalen Flughafens haben die Regierungsgegner ihren Aktionsradius jedoch stark erweitert. Deshalb bangen nun auch die bekannten Badeorte - neben Phuket zum Beispiel auch Krabi oder Ko Samui - kurz vor der Feriensaison um ihre Einkünfte.

Etliche Staaten haben ihre Bürger bereits aufgerufen, bei Reisen nach Thailand vorsichtig zu sein. Russland, Taiwan und die Philippinen gaben Reisewarnungen heraus, nicht jedoch das Auswärtige Amt in Berlin.

Unter der Telefonnummer 030 - 5000 600 601 hält das Auswärtige Amt stets aktualisierte Informationen zu den Unruhen in Thailand bereit. Es empfahl Urlaubern, den Flughafen von Bangkok, Demonstrationen und sonstige größere Menschenansammlungen zu meiden.

Bei Demonstrationen gibt es immer wieder blutige Zusammenstöße mit Anhängern der Regierung oder der Polizei, Explosionen kleiner Sprengsätze und Schüsse. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, die weitere Entwicklung sei schwierig vorherzusehen.

Das gilt auch für die Tourismusbranche. Laut einer aktuellen Umfrage bei Reisebüros war Thailand bis zur aktuellen Krise nach den Kanarischen Inseln, Ägypten und Österreich das beliebteste Weihnachts- und Silvesterziel 2008 der Deutschen.

Bislang erholte sich der Tourismus nach Krisen immer wieder. So flogen zum Beispiel zuletzt weit mehr Touristen nach Thailand als vor dem Tsunami im Jahr 2004.

© SZ vom 27.11.2008/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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