Tallinns Altstadt:Baltische Schönheit

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Tallinns Altstadt mit der Newski-Kathedrale, in der Mitte die Nikolaikirche und rechts der Dom St. Marien. (Foto: dpa)

In Estlands Hauptstadt ist das Mittelalter nicht finster, sondern fröhlich. Innerhalb der Stadtmauern entfaltet sich eine quicklebendige Kulturszene.

Von Inge Hufschlag

Vom Domberg hat man einen tollen Blick, nicht nur auf Tallinn. Da unten im Hafen liegt das Schiff wie ein Postkartenmotiv in der glitzernden Ostsee. Also: Sofort Selfie posten über die roten Dächer der Stadt mit dem schwimmenden Urlaubsdomizil im Hintergrund. Das Anlegen am Finnischen Meerbusen vor Estlands Hauptstadt ist ein, wenn nicht der Höhepunkt einer Ostsee-Kreuzfahrt.

Sie ist die Beauty des Baltikums, einfach stadtbild-schön, womit sie jeden Wettbewerb gewinnen würde. Ihre Befestigungsmauern haben sie trotz vieler Eroberer und Angreifer vor Zerstörungen bewahrt. Deshalb ist Tallinn heute eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Europas, die mit ihrer authentischen hanseatischen Architektur bezaubert. Das neue Tallinn aus Stahl und Glas ist auf die andere Seite der Stadtmauern verbannt.

Völlig zu Recht steht die Tallinner Altstadt seit 1997 auf der Liste als Unesco-Weltkulturerbe. Im Jahr 2011 zählte die estnische Metropole, die auch gern mit ihrer kleinen Größe (unter 500 000 Einwohner) kokettiert, zu Europas Kulturhauptstädten.

Am besten beginnt man mit der Eroberung der Unterstadt. Spätestens, wenn man sich auf dem ziemlich dreidimensionalen Kopfsteinpflaster müde gelaufen hat, sollte man einen aussichtsreichen Platz gefunden haben - auf der Terrasse eines der Cafés auf dem Rathausplatz - und Leute gucken. Im Sommer treten vor der schier märchenhaften Kulisse oft Gaukler und Trachtengruppen auf. Regentage kann man gut im Estnischen Kunstmuseum verbringen. Es ist mit 24 000 Quadratmetern das größte im Baltikum, 2006 errichtet, und schon 2008 European Museum of the Year.

Kreuzfahrer kommen gern wieder, für länger. Das ist ja auch der Sinn einer Seereise: erst schnuppern, um vielleicht später ausgiebiger zu genießen. Man kann an der estnischen Küste auch wunderbar Strandurlaub machen, zum Beispiel im historischen Seebad Pärnu, der "offiziellen Sommerhauptstadt Tallinns", wo das Wasser so schön flach und warm ist. Hier kurte schon der berühmte Geiger David Oistrach. Inzwischen wird's allerdings am drei Kilometer langen Strand in der Sommerferienzeit schon mal arg rummelig. Dann empfiehlt sich Radwandern zu weiteren, stilleren Stränden. Das Landschaftsbild wird nie langweilig, mal ist die Küste von Kiefernwäldern und Dünen gesäumt, mal setzen Findlinge Akzente.

Bald lockt der Tallinner Weihnachtsmarkt, vom 20. November bis zum 8. Januar 2015. Und vom 28. November bis zum 17. Dezember erklingt in den Kirchen und Konzertsälen Weihnachts-Jazz mit Musikern aus Estland und dem Ausland, Blues und Balladen vom Baltikum.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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