Strudengau:Raritäten vom Acker

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Auf seinem Biogemüsehof experimentiert ein junges Paar mit alten Sorten, insgesamt 130 kultivieren sie zurzeit. Ihre Anregungen holen sie sich auch auf Reisen.

Von Stephanie Schmidt

Da muss man durch. Gegen die Widerstände der Familie ankämpfen, wenn man mit jahrzehntealten Traditionen bricht. Die Sticheleien anderer ignorieren. Derer, die sich darüber mokieren, dass man neben den herkömmlichen auch weniger ertragreiche Gemüsesorten anbaut. Zum Beispiel "Wiener Rotes Treib" oder "Riesen von Aspern" - das sind Radieschensorten. "Was machen die da, die Deppen." Das hörten Manuel Schickermüller und seine Lebensgefährtin Birgit Stockinger wiederholt, nachdem sie Ende 2015 den Vertrag für EU-Biolandbau unterschrieben hatten. Auch Schickermüllers Eltern, von denen das Paar den Hof im selben Jahr übernommen hatte, waren äußerst skeptisch. Er befindet sich im Örtchen Naarn im Machlande - einer fruchtbaren Kulturlandschaft in Oberösterreich.

Hier im Mühlviertel, nur 700 Meter Luftlinie von der Donau entfernt, bewirtschaftet das Paar auf dem Gemüsehof Voggeneder eine Fläche von zwölf Hektar. Ungewöhnliche, fast vergessene Sorten haben es ihnen angetan, darunter einige heimische. "Wir lieben Experimente, zum Beispiel mit Ochsenherzsorten oder mit 'Green Zebra'. Das sind Paradeiser, also Tomaten", erklärt Schickermüller.

Insgesamt kultivieren sie 130 Gemüsesorten. Zwölf Kartoffelsorten haben sie im Sortiment. "Haben Sie schon mal was von ,Mehliger Mühlviertler' oder ,Linzer Rose' gehört?", fragt Stockinger. "Das sind alte heimische Sorten. Die traditionelle Mühlviertler Küche ist erdäpfellastig." Eine lokale Spezialität sei Erdäpfelkäs' mit Zwiebeln und Sauerrahm.

Stockinger ist als Pressesprecherin im Agrarbereich tätig und macht nebenher ein Wochenendstudium in Salzburg zur Kulturgeschichte des Essens. "Dieses Wissen möchte ich in unseren Betrieb einfließen lassen." Beide sind 31 Jahre alt und lebten in Wien, bevor sie aufs Land zogen. Schickermüller studierte Agrarpädagogik und sah sich viele Betriebe an, bevor er im Machland loslegte. "Ich musste diese Herausforderung einfach annehmen - und die Arbeit taugt mir. Als eigener Herr hat man alle Möglichkeiten", sagt Schickermüller mit verschmitztem Lächeln.

Das Paar setzt auf Direktvermarktung - ihr Hofladen ist sechs Tage die Woche geöffnet. Dort bieten sie auch selbstgemachten Erdbeersaft an. Die Früchte stammen von ihren Bioerdbeerfeldern für Selbstpflücker. Zudem beliefern Schickermüller und Stockinger Gastwirte, die Wert auf Regionalität legen. "Wir experimentieren gerade mit Erdnüssen", erzählt der Biolandwirt. "Und mit Ingwer" - seine Lebensgefährtin flüstert das fast, denn es ist ein Wagnis in dieser Klimazone.

Ihre Kritiker sind längst verstummt: "Wir haben einen Vollerwerbsbetrieb, der profitabel ist", sagt Schickermüller. Anregungen für die Gemüsezucht holt sich das Paar auch in Asien und Südamerika. Für sie gehören auf diesen Reisen ausgedehnte Schnuppertouren auf exotischen Märkten unbedingt dazu.

Informationen: www.gemuesehof-voggeneder.at

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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