Invasion der Silversword-Pflanzen
Silbrige Tupfer sprenkeln die rotbraune Schlackelandschaft, verpassen dem Haleakala den Touch von Cyberwelten. Silbergrüne Geschöpfe mit fleischig-spitzen Blättern, die sich zu einer kugeligen Rosette zusammenziehen. "Ahinahina" oder Silversword (Silberschwert) werden sie genannt. Geheimnisvolle Pflanzen.
Man glaubt einer Invasion von Silberkugeln zu begegnen. Scheinbar zufällig bevölkern sie den Wegesrand, erobern die Weiten der Hänge. Lange harren sie aus auf kargem, porösem Vulkangestein, umgeben von Kälte und intensivem Sonnenlicht, um ein einziges Mal, manchmal erst nach 50 Jahren, mit einem rötlichen Blütenstamm zu protzen. Und dann sterben sie, nach diesem letzten, so übernatürlich anmutenden Kraftakt.
Ka Lu'u o ka O'o, der erste Aschekegel im Lavabecken, ist ein Monument der jüngeren Eruptionsgeschichte. Wer den Rand erklimmt und vorsichtig die Tiefen des geologischen Wunders erspäht, verliert sich aufs Neue in gelbroten Dimensionen der Vulkanwelt. Wie sich Neil Armstrong hier wohl gefühlt hat, beim Training mit seiner Apollo-Mannschaft? Schon wie auf dem Mond?
Es ist wohlig warm inzwischen, fast schon heiß. Die Sinne sind berauscht vom Farbenspiel, vom Eindruck absoluter Stille. Kein Wind mehr. Aber auch kein Vogelgezwitscher oder das Gebrumme von Insekten. Das turbulente Getummel an Mauis Hookipa Beach, dem Windsurf-Mekka des Tropen-Archipels, oder auch das Klischee-Hawaii von Waikiki scheint am "Haus der Sonne" Lichtjahre entfernt.
Weiter Richtung Tal trifft man immer wieder auf Silverswords, Myriaden kompakter Silberkugeln. Einzigartige Pflanzen, die nur hier auf den oberen Ebenen des Haleakala ihren silbergrünen Charme versprühen. Doch keine Verschwörung kosmischer Metallgeister? Mitnichten. Nur eine entfernte Verwandte der in heimischen Gefilden wohlbekannten Sonnenblume. Und eine der zähesten dieser seltenen Spezies, die nur in der paradiesischen Abgeschiedenheit der Hawaii-Inseln, weit entfernt von soliden Kontinenten gedeihen.