Sicherheit:Sicher nicht

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Die Angst vor Terror beeinflusst das Urlaubsverhalten der Deutschen. Aufs Reisen wird aber trotzdem nicht verzichtet - im Gegenteil.

Von Hans Gasser

Vor dem Louvre patrouillieren schwerbewaffnete Soldaten; wer mit dem Thalys-Zug von Paris nach Brüssel fahren möchte, muss eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen passieren; und der Eiffelturm soll bald von einer 2,5 Meter hohen Wand aus Panzerglas umgeben sein, um die vielen wartenden Touristen vor Anschlägen zu schützen. Frankreich hat sich verändert, seit es 2015 und 2016 von schweren Attentaten getroffen wurde.

Doch all diese Vorkehrungen konnten nicht verhindern, dass 2016 deutlich weniger ausländische Gäste ins Land gekommen sind, besonders Paris wurde gemieden. Allein die Deutschen unternahmen 15 Prozent weniger Urlaubsreisen nach Frankreich als im Jahr zuvor. Aber auch Deutschland und viele andere Länder waren 2016 von Attentaten betroffen, was Angst und Unsicherheit der Reisenden erhöht hat. Allerdings führt es bei den Deutschen nicht dazu, dass sie auf Reisen verzichten. Laut der aktuellen repräsentativen Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) gaben 69 Prozent der Befragten an, sie wollten 2017 sicher oder wahrscheinlich verreisen. Das ist nur ein Prozentpunkt weniger als 2016. Zugleich sagten 41 Prozent, sie möchten nicht in ein islamisches Land reisen und fast ein Fünftel gibt an, dass sie ein eigentlich bevorzugtes Urlaubsziel nicht besuchen wollten. Statt nach Ägypten, Tunesien und in die Türkei fahren noch mehr nach Spanien, Portugal und Italien.

Man müsse stets zwischen objektiver Sicherheitslage und dem subjektiven Empfinden dazu unterscheiden, sagt der Sicherheitsexperte Oliver Schneider. "Viele Menschen empfinden Belgien als sicherer als die Türkei, obwohl es in beiden Ländern Anschläge gab." Die Zurückhaltung der deutschen Urlauber bezüglich der Türkei sei denn wohl auch zu einem guten Teil der Antipathie gegenüber der Politik Erdoğans geschuldet.

Generell nicht in islamische Länder zu reisen, macht den Urlaub auf keinen Fall sicherer. Da auch viele Länder in Europa mittlerweile von Terrorattentaten betroffen waren und niemand weiß, wo und wann der nächste Anschlag passiert, ist es überall gleich unsicher - oder eben sicher. Viele Deutsche haben das auch längst verstanden, das Interesse an der islamischen Welt ist nach wie vor groß. So freuen sich etwa die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran oder Marokko über wachsende Buchungszahlen deutscher Gäste. Auch Ägypten, das jahrelang unter einer Urlauberflaute litt, scheint sich langsam zu erholen - auf immer noch niedrigem Niveau.

Für einen entspannten Urlaub sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, was Reiseversicherungen und Experten stets betonen: Das mit Abstand größte Risiko auf Reisen sind Infektionskrankheiten und Unfälle mit dem Auto - oder an Strand und Pool.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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