Sehenswürdigkeiten in Rom:Das Pantheon - eine Sonnenuhr?

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Im Pantheon wurden im alten Rom Götter verehrt. Doch Archäologen sind uneins, ob der Kuppelbau nicht noch eine weitere Funktion hatte.

Das Pantheon, eines der am besten erhaltenen Bauwerke aus der Römerzeit, ist möglicherweise eine riesige Sonnenuhr. Zu diesem Schluss kommt der Archäologe Robert Hannah von der Universität von Otago in Neuseeland. Seiner Theorie zufolge war der etwa im Jahr 128 nach Christus fertiggestellte Kuppelbau nicht nur ein den römischen Hauptgöttern gewidmeter Tempel, sondern auch ein Gemäuer, das astronomische Gegebenheiten abbildet (New Scientist, online).

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Hannah, ein Spezialist für Zeitmessung in der Antike, vermutet, dass die kreisförmige Öffnung in der Kuppel des Pantheons mehr sein könnte als bloß ein Loch, um den Innenraum zu erhellen. Hannah nahm vielmehr an, dass der Winkel, in dem die Sonnenstrahlen durch die Kuppelöffnung dringen, eine besondere Bedeutung hat.

Im Winter bescheint die niedrig stehende Sonne das Innere der Kuppel. Im Sommer treffen die Strahlen auf Wände und Boden. Von Bedeutung sind nach Hannahs Theorie aber vor allem die beiden Tage der Tagundnachtgleiche, dem sogenannten Äquinoktium. Das sind in Europa der Frühlings- und Herbstanfang, am 21. März und am 23. September.

An diesen Tagen trifft das Sonnenlicht im Pantheon genau die Trennlinie zwischen Kuppel und Seitenwänden. Durch ein Gitter über dem nördlichen Eingang fällt an diesen beiden Tagen ein Teil des Lichtes in den Vorraum an der Nordseite des Pantheon.

Antikenforscher Hannah hält das nicht für Zufall: Die Römer hätten ausgehöhlte Halbkugeln mit einem Loch in der Mitte als Sonnenuhr für größere Zeiträume genutzt, um die Jahreszeiten anzuzeigen. So könnte es auch beim Pantheon gewesen sein.

Hannah hält es für möglich, dass die besondere Betonunung des Äquinoktiums dazu diente, den Kaiser, der im Pantheon betete, in den Rang der Götter zu erheben.

Andere Archäologen sehen das skeptisch. "Es ist nicht ausgeschlossen, aber eine Sonnenuhr war sicher nicht der vordergründige Zweck des Pantheon", sagt Jochen Griesbach vom Institut für Klassische Archäologie an der Universität München. Ihm seien jedenfalls keine Quellen bekannt, die eine solche Theorie bestätigen würden.

© SZ vom 6.2.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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