Über Nacht war alles anders: Nach Jahrzehnten des Strammstehens ließen sich die Ampelmännchen in Prag gehen. Statt Haltung zu bewahren, griffen einige der sonst pflichtbewussten Verkehrshelfer zur Flasche.
Nach dem Gelage muss auch ein Ampelmann einmal austreten. Aus Mangel an einer geeigneten Toilette oder einem anderen Rückzugsort pieselte der Ampelmann jedoch in aller Öffentlichkeit. Der rote Ampelmann machte das Gleiche in grün und ließ sich auch noch gemütlich nieder.
Das war zu viel, meinten die Stadtoberen - und setzten die aus der Rolle gefallenen Ampelgestalten wieder ab.
Verantwortlich für das Lotterleben in grün und rot war ein tschechischer Künstler: Er hatte heimlich aus den Figuren von mindestens 50 Ampeln die braven Standard-Männchen geschraubt und durch liegende, trinkende und pinkelnde Eigenkreationen ersetzt.
Der Täter, der unerkannt bleiben will, gestand seine nächtliche Tat in einem "Bekennerschreiben" - und mahnte die Prager, sich die Männchen zum Vorbild zu nehmen und "ebenfalls starre Positionen zu verlassen".
Die Betreiberfirma der Ampeln fand das gar nicht lustig. Sie will die lustigen Männchen wieder auf den Boden der Tatsachen bringen und durch ernsthafte Kollegen ersetzen.