Reisebuch:Die sehenswerte Hälfte

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Wo viel Wüste ist, ist viel Schönheit: Ein sinnlicher Bildband des Fotografen Michael Martin.

Von Stefan Fischer

Die herkömmliche Vorstellung von einer Wüste ist: Sand, sehr viel Sand. Es gibt aber auch Eiswüsten, die Flechten- und Moostundra, Hochlandsteppen und Kakteensavannen. Rechnet man alle Trockengebiete zusammen, so bedecken sie beinahe die halbe Landfläche der Erde. Sie ist also: der "Planet Wüste". So hat der Fotograf Michael Martin sein opulentes dokumentarisches Projekt betitelt, das ihn von 2009 an sechs Jahre lang auf 40 Reisen unter anderem an den Nordpol, nach Spitzbergen, in die Sahara, die Gobi, die Kalahari, die Atacama bis in die Antarktis geführt hat. Eindrucksvolle Bilder sind dabei entstanden; Landschaftsgemälde, die die extremen Bedingungen an diesen Orten erst auf den zweiten Blick offenbaren. Auf den ersten ist von einer Verlorenheit und Lebensfeindlichkeit wenig zu bemerken. Zu verlockend sind die Farb- und Formspiele, ist der Schauwert der Motive.

Michael Martin hat die Aufnahmen vielfach aufbereitet: Seit dieser Woche ist er unterwegs auf einer deutschlandweiten Vortragstournee mit 150 Terminen bis in den Mai hinein (www.michael-martin.de). Es gibt eine DVD-Box mit neun Stunden Filmmaterial. Einiges davon ist im Fernsehen zu sehen, ARD-alpha etwa zeigt "Planet Wüste" von 14. November an immer samstags als 16-teilige Doku-Reihe. Zudem gibt es Ausstellungen, etwa im Münchner Museum Mensch und Natur (ab 12. Dezember). Nicht zuletzt ist "Planet Wüste" ein prächtiger Bildband. Die Texte darin stauben zwar gelegentlich, doch erklären sie viel über jene Orte auf Erden, an welche die meisten Menschen nie gelangen werden. Und die dennoch Sehnsuchtsziele sind. Auch dank einer bildgewaltigen Inszenierung wie der von Michael Martin.

Michael Martin : Planet Wüste. Knesebeck Verlag, München 2015. 448 Seiten, 49,95 Euro.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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