Preiskampf:Nichts inklusive

Lesezeit: 1 min

Bordverpflegung nennt sich das Essen, das Fluggästen angeboten wird. Mal ist es gut, oft zwingt der Hunger es schon rein. Eine japanische Airline hat jetzt die "No thank you"-Option eingeführt. (Foto: imago stock&people)

Fliegen ist billig wie nie, doch jede Kleinigkeit kostet extra. Aber: Der Kunde scheint es so zu wollen. Denn gebucht wird in der Regel so preiswert wie möglich.

Von Stefan Fischer

Über enge Sitzreihen im Flugzeug schimpfen Reisende so gerne wie die Daheimgebliebenen übers Wetter. Andererseits ergeben Befragungen regelmäßig: Könnten Fluggäste wählen zwischen mehr Platz oder einem günstigeren Ticket - die Mehrheit würde die Beine noch enger anziehen. Flüge werden vor allem über den Preis verkauft; andere Kriterien wie Abflugzeit oder Fluglinie treten in den Hintergrund. Und einen Anbieter, der mit seinem Flug nicht spätestens auf der zweiten der nach Preisen sortierten Trefferseite einer Suchmaschine auftaucht, nehmen potenzielle Kunden ohnehin gar nicht wahr.

Früher haben Fluglinien Steuern und Flughafengebühren herausgerechnet, um mit (vermeintlich) günstigen Angeboten Passagiere zu locken. Diese Praxis ist längst verboten. An ihre Stelle ist ein neues Modell der Preiskalkulation getreten, nicht nur bei Billigfliegern: Der Flug wird so preiswert wie möglich verkauft - der günstigste Tarif beinhaltet aber oft nicht mehr als den reinen Transport von einem Flughafen zum nächsten. Das ist für die Fluglinien nicht wirtschaftlich. Sie benötigen zwingend Zusatzeinnahmen. Wer Gepäck aufgeben möchte, muss extra bezahlen. Manchmal ist im Basistarif auch kein Handgepäck mehr enthalten. Wer einen bestimmten Sitzplatz möchte, muss dafür bezahlen, wer etwas zu essen oder trinken möchte, ebenfalls. Erfolg haben Fluglinien offenbar auch damit, im Buchungsprozess auf den nächsthöheren Tarif mit mehr Annehmlichkeiten zu verweisen. Bis zu 45 Prozent der Kunden entscheiden sich laut einer Studie von Idea Works für diesen Tarif - und sei es, weil sie erst dann bemerken, dass im Billigpreis der Koffertransport nicht beinhaltet ist.

Im Kampf um die letzten Euro Ersparnis arbeiten Unternehmen, die Flugtickets an Endkunden verkaufen, inzwischen mit Softwares, die nach der Buchung noch nach einem günstigeren Tarif suchen, etwa auf ausländischen Plattformen - und umbuchen, wenn der finanzielle Vorteil die Umbuchungsgebühr übersteigt. Ob die Ersparnis beim sogenannten Runterbuchen an den Kunden weitergereicht werden muss, beschäftigt Gerichte.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: