Nach Fälschungs-Vorwurf:Lonely Planet wehrt sich

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Ein Lonely-Planet-Autor behauptet, Inhalte für Reiseführer abgeschrieben oder frei erfunden zu haben. Der Verlag wehrt sich nun gegen die Vorwürfe und will die Bücher genau prüfen.

Auf seiner Website formuliert Lonely Planet die Verlagsphilosophie: "... zuverlässige Informationen, recherchiert von Autoren, die ihre Meinung nicht zurückhalten", heißt es da. Jetzt hat sich einer dieser Autoren mit einer Aussage zu Wort gemeldet, die dem Kultreiseführer-Verlag nicht gefallen kann.

Einen Reiseführer über Kolumbien habe er sogar geschrieben ohne hinzufahren, behauptet Kohnstamm. (Foto: Foto: lonelyplanet.com)

Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph hat der Lonely-Planet-Autor Thomas Kohnstamm zugegeben, Inhalte für Reiseführer abgeschrieben oder sogar frei erfunden zu haben.

Lonely Planet wehrt sich nun gegen den Vorwurf unsauberer Recherchemethoden. Der in Australien ansässige Verlag kündigte am Montag an, die betroffenen Titel einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. "Wir sind zuversichtlich, dass die überwältigende Mehrheit unserer Informationen richtig und genau ist", hieß es auf der Internetseite.

US-Autor Thomas Kohnstamm hatte in einem Interview mit der australischen Zeitung The Daily Telegraph seine Erfindungen eingeräumt. Einen Reiseführer über Kolumbien habe er sogar geschrieben ohne hinzufahren, sagte er. Die Informationen habe ihm eine kolumbianische Freundin geliefert. "Sie bezahlen nicht genug für das, was sie von den Autoren erwarten", kritisierte Kohnstamm, der seine Vorwürfe demnächst als Buch ("Do Travel Writers Go To Hell?") veröffentlichen will.

In seinem Buch berichtet Kohnstamm von weiteren Details: Ein Restaurant in Lateinamerika habe er unter anderem deswegen lobend erwähnt, weil ihm eine der Bedienungen nach Dienstschluss eine äußerst liebevolle Zuwendung habe angedeihen lassen. Und in Brasilien will er sich für die Dauer seines Aufenthalts ein Appartment mit einer Prostituierten geteilt haben und seine Reisekasse durch den Handel mit Drogen aufgebessert haben. Außerdem habe er sich Reisen von Anbietern bezahlen lassen - ein klarer Verstoß gegen die Lonely-Planet-Statuten.

Lonely Planet erklärte, beim Kolumbien-Reiseführer habe Kohnstamm lediglich zum Einführungskapitel beigetragen, die Recherche vor Ort hätten andere Autoren gemacht. Überprüft würden jedoch die derzeit in Druck befindlichen Titel Kohnstamms zu Chile, Südamerika und den Karibischen Inseln. Insgesamt gibt der Verlag rund 500 Titel heraus, die vor allem bei Rucksacktouristen beliebt sind.

© sueddeutsche.de/dpa/dd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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