Marokkos Hauptstadt:Mandarinen und Minarette

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Rabat ist eine Königsstadt, die ihren etwas antiquierten Charme bis heute nicht verloren hat. Es ist vor allem die stille und erhabene Atmosphäre, die ihr einen besonderen Touch verleiht.

Es duftet nach Mandarinen in Rabat. Im Süden der Kasbah grünt und blüht es in den Andalusischen Gärten, die in kolonialer Zeit von den Franzosen angelegt wurden. Die orangenen Früchte hängen schwer in den Bäumen. Wenige Schritte entfernt liegt die Medina. Weniger pittoresk als ihre Schwestern in Fes oder Marrakesch, hat die Altstadt Rabats ihr ganz eigenes Flair.

Wasserverkäufer lassen sich fürs Ablichten bezahlen. (Foto: Foto: Frentzen/dpa/gms)

Hier können Besucher das wahre Leben in Marokkos Hauptstadt erahnen, finden doch nur wenige Touristen den Weg in die engen Straßen.

Die meisten Marokko-Reisenden machen in Rabat nur einen kurzen Zwischenstopp - dabei hat die 1,6-Millionen-Metropole mehr zu bieten, als nur einen kurzen Blick auf den Hassanturm.

Der Ende des zwölften Jahrhunderts unter dem Almohadenherrscher Yakoub el Mansour erbaute Turm ist das Wahrzeichen Rabats. Das Minarett in Rabat sollte mit 80 Metern das höchste in Nordafrika werden, wurde jedoch nie fertig gestellt.

Heute ragt der Turm 44 Meter in die Höhe - gilt aber dennoch als Vorbild für die Form marokkanischer Minarette schlechthin. Angrenzend an die Moschee-Ruinen liegt das Mausoleum von Mohammed V. - prächtig, pompös und landestypisch.

Draußen, vor dem Eingang, versuchen zwei Soldaten mit Pluderhosen und Umhang ihre Schimmel zu bändigen. Stundenlang stehen die Pferde stramm und still, nur ab und zu dürfen sie eine Runde drehen.

Plötzlich schwirrt ein Klingeln durch die Luft. Ein Wasserverkäufer ruft Durstige zu sich, voller Metallschälchen prangt sein langes rot-gemustertes Gewand. Die Männer in ihren farbenfrohen Kostümen wissen: Sie sind ein beliebtes Fotomotiv. "Dirham! Dirham!", ruft er - wer einen Wasserverkäufer ablichten möchte, muss dafür bezahlen.

Rabat ist neben Marrakesch, Fes und Meknes eine der vier Königsstädte. Hier hatten über Jahrhunderte die Sultane und Könige Marokkos abwechselnd residiert. So konnten sich Metropolen entwickeln, die bis heute ihren etwas antiquierten Charme nicht verloren haben.

Neben den Touristenattraktionen ist es aber vor allem die stille, feine, erhabene Atmosphäre von Marokkos Hauptstadt, die ihr diesen besonderen Touch verleiht. Rabat und auch die über eine Brücke erreichbare Schwesterstadt Salé sind Orte der Kontraste, mit weiten Alleen in der Ville Nouvelle, der Neustadt, und verwinkelten Gassen in der Medina, mit Surfern auf den wilden Wellen vor dem Stadtstrand und dem reich verzierten Oudaia-Tor aus der Almohadenzeit am Eingang der Kasbah.

Rabat und Salé hatten sich schon 1627 zur unabhängigen Republik Bou-Regreg zusammengeschlossen.

Am Abend ist ein Besuch im Restaurant "Dinarjat" in der Medina ein Muss. Sein Ruf eilt dem Gourmettempel sogar bis ins 80 Kilometer südlich gelegene Casablanca voraus. Ein Mitarbeiter holt Gäste am Eingang der Medina ab und geleitet sie durch das Wirrwarr der kleinen Straßen mit einer Laterne zum Eingang.

Hinter der unscheinbaren Tür des alten Stadtpalais verbirgt sich eine ganze marokkanische Welt, mit traditioneller Live-Musik, edel gekleideten Kellnern, hohen Torbögen und reich verzierten Decken - und natürlich Tajine.

In den traditionellen Ton-Kochtöpfen mit dem spitzen Deckel schmort Fleischragout mit Gemüse-Auflauf. Marokkanisches Couscous mit scharfer Sauce ("Harissa") und Pastillas - Blätterteigtaschen mit Hühnchenfleisch, Mandeln und Rosinen - stehen ebenfalls auf der Speisekarte.

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