Las Vegas:Ein Rausch ohne Ende

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Die Wüstenstadt feiert 100. Geburtstag und steht immer noch in voller Blüte. Kitsch, Kommerz und Kunst - das Mekka des Glücksspiels lockt auch mit neuen Prunkbauten.

Wie eine Fata Morgana erstrahlt inmitten der Mojave-Wüste eine Stadtkulisse aus gigantischen Neonschildern und monumentalen Hotel- und Kasinopalästen - ein Anblick, der jährlich Millionen von Touristen den Atem raubt.

Fabulous Las Vegas (Foto: Foto: Reuters)

100 Jahre wird Las Vegas an diesem Sonntag alt, und die Dynamik der US-Glücksspielmetropole ist ungebrochen.

Ständig neue Sensationen werden geboten, ständig neue Rekorde aufgestellt. Erst gerade eröffnete am "Strip" - der zentralen Vergnügungsmeile - ein neuer Luxustempel der Superlative:

Eine Feier, die mehr als ein Jahr dauert

Die weltweite Rekordsumme von 2,7 Milliarden Dollar steckte der Magnat Steve Wynn in sein Ressort, das mit 2700 Zimmern, 18 Restaurants und einem Zehn-Quadratkilometer-Kasino protzt. Im vergangenen Jahr lockte Las Vegas die Rekordzahl von 37,4 Millionen Besuchern an.

Auch bei der 100-Jahr-Feier wird nach dem bewährten Erfolgsrezept nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Party mit Feuerwerk, Paraden und Konzerten begann schon am 31. Dezember und soll mehr als ein Jahr dauern.

Eines der Highlights gibt es am Sonntag, wenn ein 59 Tonnen schwerer Geburtstagskuchen enthüllt wird - auch dies natürlich Weltrekord. Auch wird die legendäre Versteigerung nachgespielt, der das Sündenbabel seine Entstehung verdankt:

Am 15. Mai 1905 ließ der Senator und Eisenbahn-Bauer William Clark in Nevada die Grundstücke einer kleinen Siedlung verkaufen, die an den Gleisen entstanden war.

Die Preise lagen "zwischen 100 und 750 Dollar die Parzelle, mit einem 25-prozentigen Rabatt bei Barzahlung", wie eine Anzeige von damals dokumentiert.

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Feuerwerk zum Jahreswechsel auf dem Strip von Las Vegas. Foto: dpa (Foto: N/A)

Der Aufstieg der Stadt zur Kapitale von Lust und Laster aber begann, nachdem 1931 der Bundesstaat Nevada zwei einschneidende Gesetzesreformen erließ: Das Glücksspiel wurde legal, und Ehescheidungen schon ab sechs Wochen Aufenthalt erlaubt.

Boom angeheizt von der Mafia

Ab den 40er Jahren schossen in Las Vegas die Kasinos und Hotels wie die Pilze aus dem Boden. Angeheizt wurde der Boom von der Mafia, die das Glücksspiel-Mekka über Jahrzehnte hinweg fest im Griff hatte.

Die organisierte Kriminalität wurde dann ab den 70er Jahren zurückgedrängt, nachdem eine weitere Gesetzesreform den Magnaten der Wall Street die Investition in das Glücksspiel erlaubt hatte.

Damit begann in Las Vegas die Epoche der Großaktionäre und Finanzjongleure, die sich mit immer exzentrischeren und kolossaleren Prunkbauten gegenseitig auszustechen suchten.

In der am schnellsten wachsenden Millionenstadt der USA sind nicht mehr viele Spuren der alten Zeiten zu erkennen. Die meisten der frühen Kasinos und Hotels sind verschwunden.

Stattdessen wird der Besucher von einer Fülle surreal anmutender Spektakel aus Kitsch, Kommerz und Kunst überwältigt: Wer in nur einem Urlaub den Regenwald, einen Vulkanausbruch, die ägyptische Sphinx, die Skyline von Manhattan, den Pariser Eiffelturm und die Kanäle von Venedig sehen will, ist in der Wüstenmetropole am richtigen Ort - vorausgesetzt, ihm reicht die Kopie statt des Originals.

Im Vergnügungs-Mekka

Auch lockt Las Vegas als Welthauptstadt der Hochzeiten: 120.000 Ehen werden durchschnittlich im Jahr geschlossen. Und in dem Vergnügungs-Mekka tummeln sich weiter die Weltstars, derzeit sind Céline Dion und Elton John im Show-Angebot.

Um der wachsenden Konkurrenz durch Kasinos auf Kreuzfahrtschiffen und in Indianerreservaten zu begegnen, setzt Las Vegas auf ein breites Angebot: Die Stadt will viel mehr als nur Glücksspielzentrum sein.

"Die pure Konzentration von Entertainment an einem Ort" bezeichnet Erika Yowell, Sprecherin der örtlichen Tourismusbehörde, als das Erfolgsrezept. Die Kasinos aber spielen zweifellos weiter eine Schlüsselrolle.

Nach den amtlichen Statistiken können 87 Prozent der Besucher der Versuchung durch Roulettetische, Kartenspiele oder einarmige Banditen nicht widerstehen. Und sie alle zusammen verspielen jährlich acht Milliarden Dollar - was dem Werbeslogan von Las Vegas womöglich seinen tieferen Sinn verleiht: "Was hier passiert, bleibt hier."

© Pascal Barollier - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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