ITB Berlin:"Der Ballermann der Karibik ist passé"

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Die Dominikanische Republik ist das Partnerland der größten Tourismusmesse der Welt. Doch wie wird man eigentlich Partnerland und wie überzeugt man die Jury?

Interview: Sebastian Erb

Mit mehr als 11.000 Ausstellern und rund 170.000 Besuchern ist die Internationale Tourismus-Börse Berlin (ITB), die in diesem Jahr vom 5. bis 9. März stattfindet, nach Angaben der Veranstalter die größte Tourismusmesse der Welt. David Ruetz, Projektleiter der ITB, erklärt, nach welchen Kriterien das Partnerland ausgewählt wird und warum es in diesem Jahr die Dominikanische Republik geworden ist.

Dominikanische Republik
:Bunte Karibik

Palmen, feinkörniger Sand, klares, warmes Wasser - und dazu die ungebrochene Lebensfreude der Inselbewohner. Impressionen aus der Dominikanischen Republik.

SZ: Ein Insidertipp ist sie nicht - wieso wurde gerade die "Dominikanische Republik" zum ITB-Partnerland?

Ruetz: Im vergangenen Jahr war es Indien, davor Griechenland. Wir versuchen eine ausgewogene Auswahl zu treffen. Uns gefiel die Kreativität der Bewerbung - es wird etwa der Sänger und Grammy-Gewinner Juan Luis Guerra aus der Dominikanische Republik eingeflogen. Zudem soll ein ganz neues Image geschaffen werden: Der Ballermann der Karibik ist passé. Vielfalt ist nun angesagt und das finden wir sehr überzeugend.

SZ: Wer hat sich noch beworben?

Ruetz: Ein Dutzend Länder waren mit im Rennen. Welche genau will ich nicht sagen, damit würde ich den Kunden nichts gutes tun. Wir schauen uns den Kreis der Bewerber immer genau an, dann wird abgewogen, ob das entsprechende Budget da ist und vor allem, ob das touristische Konzept stimmt. Das Auswahlverfahren ist mit Absicht nicht standardisiert, weil jedes Land auch individuelles Tourismus-Marketing macht.

SZ: Wie viel hat die Dominikanische Republik auf den Tisch gelegt?

Ruetz: Die Vereinbarungen werden individuell ausgehandelt, es gibt keine Preisliste, nach der man sich richten könnte. Wie der Vertrag genau aussieht, kann ich natürlich nicht sagen, aber als Größenordnung sei eine Million Euro genannt. Die Miete für die Standfläche, Catering, die Kosten für die Eröffnungsfeier und extra Werbeflächen sind da noch nicht mit drin. Aber für das Partnerland lohnt es sich auf jeden Fall. Allein der Umfang der redaktionellen Berichterstattung entspricht Anzeigen im Wert von 19 Millionen Euro. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch die Touristenzahlen im Anschluss an die Messe steigen.

SZ: Über steigende Besucherzahlen würden sich besonders touristische Geheimtipps freuen. Wieso machen Sie nicht ein unbekanntes Land zum Partnerland, wie zum Beispiel Ruanda oder Bhutan?

Ruetz: Die Frage ist: Wie sieht das touristische Angebot aus? Ruanda ist sicherlich eine Nischendestination und hat einiges an Potential. Aber der große touristische Renner ist es sicherlich nicht. Es geht nicht nur um das Image, sondern auch darum, wie das Zielgebiet touristisch entwickelt ist. Um bei Ruanda zu bleiben: Sollte man denen plötzlich 200.000 Touristen aus Deutschland zuführen, dann wüssten die gar nicht, wo die wohnen und mit welchen Tour-Veranstaltern die durch den Busch fahren sollen. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob ein touristisch bislang unauffälliges Land die notwendigen Marketinggelder aufbringen könnte, um sich fünf Tage auf der ITB darzustellen. Man muss bereits touristisch etabliert sein, um Partnerland werden zu können.

SZ: Im nächsten Jahr wird das Ruhrgebiet Partnerregion sein. Was soll dort touristisch attraktiv sein?

Ruetz: Das Ruhrgebiet will sich im Vorfeld der Kulturhauptstadt 2010 präsentieren. Es zeichnet sich vor allem durch eine große Vielfalt aus: Sie haben dort Unesco-Weltkulturerbe, sie haben rund 50 einzelne Standorte mit ihren jeweiligen Angeboten. Das Ruhrgebiet kann es durchaus mit anderen Zielen aufnehmen - es ist eben eine andere Form von Urlaub. Gerade zur Karibik ist es ein großer Kontrast, den wir auch sehr schätzen.

SZ: Im Jahr 2010 geht's dann wieder an den Strand?

Ruetz: Da ist im Moment noch nichts spruchreif. Im Hinblick auf die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist es aber durchaus vorstellbar, dass eines dieser Länder in den nächsten Jahren zum Zuge kommt.

© SZ vom 6.3.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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