Heirat:Priester im Elvis-Kostüm

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Ehen können in der Wüste, am Strand, unter Wasser oder gar im Himmel geschlossen werden. Warum Hochzeiten im Urlaub boomen.

Ob in der Wüste, am Strand oder gar unter Wasser - möglich ist vieles. Manchmal stecken ganz irdische Gründe hinter dem Wunsch, sich im Ausland trauen zu lassen: Vor allem binationalen Ehepaaren in spe trüben die bürokratischen Anforderungen in Deutschland manchmal die Lust aufs Heiraten.

Romantische Hochzeit am Strand - und die teure Einladung zu Hause entfällt. (Foto: Foto: dpa/gms)

Hoch im Kurs bei Hochzeitstouristen stehen romantische Ziele in den klassischen europäischen Urlaubsländern wie Italien.

"Ob in Venedig, Rom oder am Comer See, romantische Ziele gibt es viele", sagt Martin Idelberger von Honeymoon Highlights, Reiseveranstalter für Hochzeiten weltweit.

Beliebt sind auch die USA mit New York, San Francisco und New Orleans. Von einem Priester im Elvis-Kostüm und einem Gospelchor in Las Vegas scheinen dagegen nur noch wenige zu träumen: "Für unsere Begriffe ist so eine Hochzeit im 20-Minuten-Takt schon eher unromantisch", sagt Idelberger.

Langeweile bei der dritten Eheschließung

Unromantisch ist für viele Paare auch der Rummel, der zu Hause mit der eigenen Hochzeit verbunden ist: Hochzeitskarten, Gästeliste, die Suche nach dem richtigen Ort zum Feiern - das kann schnell in Stress ausarten.

Damit müssen sich Hochzeitstouristen nicht plagen, zumal es für viele unter ihnen schon die zweite oder dritte Eheschließung ist und sie keine Lust mehr auf eine klassische Hochzeit zu Hause haben.

Die Organisation übernimmt dann häufig eine Agentur, und auch die Gästezahl lässt sich in der Regel an einer Hand abzählen. "Die meisten fliegen alleine oder mit Eltern und Trauzeugen", hat Martin Idelberger beobachtet. "Sie wollen diesen Tag ganz allein für sich genießen, wovon man bei einer typisch deutschen Hochzeit nicht gerade sprechen kann."

Entsprechend überschaubar sind die Hochzeitskosten. Billig sind die Wedding-Planer fürs Ausland zwar nicht, aber die Kosten sind mit einer deutschen Hochzeit vergleichbar.

Abhängig vom Ort müssen Paare mindestens mit knapp 500 Euro pro Person rechnen. Allerdings geht es dann nur bis zum Standesamt in Salzburg. Bei einer Hochzeit in der namibischen Wüste sind es dann schon mehr als 1000 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Drei Nächte im Land

Ein beliebtes Hochzeitsland ist auch Dänemark. Vor allem Paare mit verschiedenen Nationalitäten zieht es dorthin. Während hier zu Lande binationalen Paaren ein hoher bürokratischer Aufwand zugemutet wird, handhaben es die dänischen Standesbeamten weniger streng.

Ganz ohne Regeln funktioniert es jedoch nicht: "Das ausländische Brautpaar muss in der Regel mindestens drei Nächte im Land verbracht haben, bevor eine Trauung möglich ist", sagt Michael Schaupp von der Agentur Schaupp, die sich auf Trauungen in Dänemark spezialisiert hat.

Auch das eine oder andere Dokument ist im nördlichen Nachbarland nötig: Geburtsurkunde, Meldebescheinigung vom Hauptwohnsitz, Nachweis über den Familienstand, Passkopie und vom nicht-deutschen Partner zusätzlich ein Visum oder eine Aufenthaltserlaubnis. Ist dies alles beisammen, geht es ganz schnell: "Geprüft wird meist am selben Tag", sagt Schaupp.

Unabhängig vom Ort der Hochzeit sollten die Paare die rechtliche Seite im Auge behalten, damit die Ehe in Deuschland auch anerkannt wird. Denn ein auf den Malediven abgegebenes Ehe-Bekenntnis ist zwar auf jeden Fall eine schöne Erinnerung, rechtlich ist dieses Ja-Wort in Deutschland jedoch nicht gültig.

Binationale Paare

Bei binationalen Paaren muss die Frage geklärt werden, nach dem Recht welches der beiden Staaten dies Ehe geschlossen werden soll. "Die Eheleute müssen sich klar werden, unter welcher Rechtsordnung sie leben wollen", sagt Dirk Solveen von der Rheinischen Notarkammer in Köln.

Von Interesse sind dabei wirtschaftliche Konsequenzen, die das Paar am besten mit Hilfe eines Notars klären sollte. Auch bei Paaren, die schon längere Zeit in Deutschland leben, kann in Sachen Ehe bei bestimmten Punkten ausländisches Recht greifen.

Manchmal hat die Flucht ins Ausland aber auch ganz profane Gründe. "Wir wollten uns diesen Tag nicht durch Streitereien in der Familie verderben lassen", sagt ein Bräutigam, der sich mit seiner Braut gleich einen anderen Kontinent ausgesucht hat.

"So konnten wir sicher gehen, dass nur die Gäste kommen, denen unser Glück wirklich am Herzen liegt." Und die Traumkulisse des Reiseziels gab es dazu.

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