Gesundheit:Auf Diät

Lesezeit: 4 min

Nicht jede Methode zum Abnehmen kann empfohlen werden

Wir sind ein Volk von Dicken, mindestens jeder zweite Deutsche bringt zu viele Kilos auf die Waage und wäre gerne dünner. Der Wunsch nach Gewichtsverlust ist nicht nur aus optischen, sondern auch aus medizinischen Gründen sinnvoll. Übergewicht steigert die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Dreifache, das Diabetes-Risiko um das Vierfache. Ob man wirklich zu viel auf die Waage bringt oder nur zu strenge Maßstäbe anlegt - dafür gibt es eine wissenschaftliche Formel. Der so genannte Body-Maß-Index setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße. Um den persönlichen Wert zu errechnen, muss man das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat teilen. Ist das Ergebnis ein Wert zwischen 18,5 und 25, gilt man als normalgewichtig. Werte bis 30 bedeuten leichtes bis mittleres Übergewicht, ab 30 beginnt das starke Übergewicht.

Der Blick auf die Waage ist meist die erste Entscheidungshilfe ob Diät oder nicht. (Foto: Foto: DDP)

Wer abnehmen will, braucht Geduld. Unser Körper gibt Fett, das er einmal angesammelt hat, nur äußerst ungern wieder her. Zuerst baut er bei Nahrungsentzug Kohlehydrate ab, dann geht er an die Eiweißreserven in den Muskeln und erst ab dem vierten Diättag sind die Fettreserven dran. Wer eine Diät startet, sollte auf jeden Fall eine auswählen, die ohne harte Einschnitte ins tägliche Leben passt. Skepsis ist angebracht, wenn eine Diät zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen oder Eiweißpulver rät. Bei zum Teil happigen Preisen nimmt das Portemonnaie schneller ab als sein Besitzer. Keine Alternative zu weniger Essen sind Abnehmpillen.

Abnehmen ist schwierig genug, doch eine Fülle von Diäten sorgt noch zusätzlich für Verwirrung. Trennkost oder lieber die Reisdiät? Heilfasten oder Essen nach der Blutgruppe? Elke Jentzsch- Kraus, Ernährungswissenschaftlerin mit Diplom, hat zehn Methoden zum Abspecken unter die Lupe genommen und ihre Tauglichkeit bewertet. Lediglich beim Diätprogramm der AOK, dem Arbeitgeber von Jentzsch-Kraus, stammt die Bewertung von der Stiftung Warentest.

Das Heilfasten Das Prinzip: Es gibt keine feste Nahrung, erlaubt sind nur Wasser, Gemüsebrühe und Kräutertees für einen Zeitraum von wenigen Tagen. Der Vorteil ist, dass der Körper gerade nach Völlerei- Phasen entlastet wird, der Nachteil liegt im Prinzip: Ohne feste Nahrung ist man nur bedingt leistungsfähig, fürs Heilfasten muss man praktisch Urlaub nehmen. Ohnehin sollte man es nur unter Aufsicht eines Arztes praktizieren Das Urteil der Expertin: Zur Gewichtsabnahme nicht empfehlenswert.

Die Trennkost Das Prinzip: Eiweißhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Wurst oder Fisch dürfen nicht zusammen mit kohlehydrathaltigen (wie Nudeln) gegessen werden, weil der Körper beides angeblich nicht gleichzeitig verdauen kann. Steak (Eiweiß) und Pellkartoffeln (Kohlehydrate), an sich ein relativ kalorienarmes Gericht, wären zum Beispiel verboten. Ein Vorteil der Trennkost ist, dass durch einen gemüsereichen Speiseplan viele Ballaststoffe aufgenommen werden. Der entscheidende Nachteil: Die aufgestellte These ist wissenschaftlich nicht haltbar, der Körper kann sehr wohl gleichzeitig Kohlehydrate und Eiweiß verdauen, indem er Eiweiß und kohlehydratspaltende Enzyme zusammen ausschüttet. Das Urteil der Expertin: Nicht empfehlenswert, da Trennkost für einen längeren Zeitraum schwer durchzuhalten ist und auch nicht zu einer dauerhaften Änderung des Essverhaltens führt.

Die Atkins-Diät, auch unter dem Begriff Hollywood-Diät bekannt Das Prinzip: Eiweiß und Fett sind ohne Einschränkung erlaubt, Kohlehydrate wie Brot, Reis und Nudeln verboten. Wer nach den Regeln des (inzwischen verstorbenen) US-Arztes Robert Atkins lebt, ernährt sich in erster Linie von Wurst, Eiern, Fleisch und Käse. Einen Vorteil können Ärzte und Ernährungsspezialisten darin nicht erkennen, dafür aber gravierende Nachteile: Die Diät führt zu hohen Harnsäure-Werten, die das Risiko für eine Gichterkrankung fördern. Alle erlaubten Lebensmittel haben dazu hohe Cholesterinwerte, die wiederum die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Das Urteil der Expertin: Nicht empfehlenswert, denn die Diät hat keinen Lerneffekt und ist gesundheitlich nicht unbedenklich.

Die Kartoffel- oder Reisdiät Das Prinzip: Jeden Tag kommen entweder Kartoffeln oder Reis auf den Teller, dazu gibt es Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch. Der Vorteil ist, dass durch die vielen Kohlehydrate in Kartoffeln oder Reis ein schnelles Sättigungsgefühl erreicht wird. Der Nachteil ist, dass die Ernährung relativ einseitig und langweilig ist. Das Urteil der Expertin: Nur bedingt empfehlenswert, da die Abbruchgefahr groß ist und für den Alltag keine Verhaltensänderung stattfindet.

Die Blutgruppen-Diät Das Prinzip: Für jede Blutgruppe gibt es vorteilhafte, neutrale und zu vermeidende Lebensmittel. Wer sich entsprechend ernährt, soll damit angeblich sogar Krankheiten wie Diabetes ausheilen können. Die aufgestellten Hypothesen sind allerdings wissenschaftlich nicht haltbar. Das Urteil der Expertin: Nicht empfehlenswert, wissenschaftlich gesehen kompletter Unfug.

Die Montignac-Methode Das Prinzip: Der französische Ernährungsspezialist Michel Montignac hat einen eigenen Leitfaden entwickelt, in dem Eiweiß und Fett erlaubt sind, allerdings nur ausgewählte Kohlehydrate. Wer nach seinem Prinzip abspecken will, darf sogar Wein trinken, die unterstützende Wirkung von Sport wird von Montignac dagegen abgelehnt. Einen Vorteil dieser Methode mag die Expertin nicht erkennen. Die Nachteile: Die Ernährung nach Montignac ist relativ fett- und eiweißreich, Abnehmen mit Alkohol funktioniert in der Regel nicht. Das Urteil der Expertin: Nicht empfehlenswert, weil unter anderem die Nieren durch den hohen Eiweißanteil der Nahrung belastet werden.

Die Brigitte-Diät Das Prinzip: Auf den Teller kommt eine fettreduzierte Mischkost mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Der Vorteil: Die Rezepte sind relativ leicht nachzukochen und abwechslungsreich, bei Tagesrationen zwischen 1.000 und 1.500 Kalorien ist für eine ausreichende Nährstoffzufuhr gesorgt. Außerdem stehen Obst und Gemüse der Saison im Vordergrund. Das Urteil der Expertin: Absolut empfehlenswert.

Die Weight Watchers Das Prinzip: Lebensmittel werden je nach dem Kalorien- und Fettgehalt mit Punkten bewertet. Erlaubt ist praktisch alles, so lange die persönlich ermittelte Punktzahl nicht überschritten wird. Die Weight Watchers setzen stark auf den Gruppeneffekt, Treffen finden bundesweit einmal pro Woche statt, dort wird gewogen, außerdem gibt es Ernährungs und Bewegungstipps. Ziel ist die Umstellung auf eine ausgewogene Mischkost ohne Kalorienzählen. Der Vorteil: Motivation und Durchhaltevermögen sind durch die Gruppe besonders stark. Der einzige Nachteil: Jedes Treffen schlägt mit 9,95 Euro zu Buche, dazu kommen 15 Euro Anmeldungsgebühr. Das Urteil der Expertin: Empfehlenswert.

Das AOK-Programm "Abnehmen mit Genuss" Das Prinzip: Übergewichtige lernen durch ein Computer-unterstütztes Briefprogramm, ihre Ernährung auf eine fettreduzierte Mischkost umzustellen. Im Mittelpunkt des Speiseplans stehen Obst, Gemüse, Vollkorn- und Milchprodukte sowie Fisch und mageres Fleisch. Bis zu einem Jahr werden Lebenssituation und Essverhalten analysiert, sie bestimmen auch den individuellen Programmablauf. Der Vorteil: Das Programm ist interaktiv, Fragen werden jederzeit beantwortet, der Lerneffekt ist groß, außerdem existiert umfangreiches Begleitmaterial. Das Urteil der Stiftung Warentest: Uneingeschränkt empfehlenswert.

Die Kohlsuppendiät Das Prinzip: Täglich ist unbegrenzt Kohlsuppe erlaubt, verschiedene Rezepte nehmen Rücksicht auf unterschiedliche Vorlieben. Außer der Kohlsuppe darf man nur wenig anderes essen, unter anderem Obst und Eiweiß in Form von Fisch, magerem Fleisch oder auch als Drink aus Eiweißpulver. Der Nachteil: Nicht jeder mag Kohl, und selbst Fans dieses Gemüses haben ihn oder die daraus zubereitete Suppe schnell über. Das Urteil der Expertin: Nicht geeignet zur dauerhaften Gewichtsabnahme, die Abbruchgefahr ist groß. Ein Lerneffekt für den Alltag wird nicht erzielt.

© Ulrike Reisch Wissenschaftliche Beratung: Elke Jentzsch-Kraus, Diplom-Ernährungswissenschaftlerin bei der AOK Bayern - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: