Frauen in Hotelzimmern:Bitte recht sinnlich

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Männern genügt oft ein Bett und eine Zahnbürste. Doch wie sieht es mit den Ansprüchen weiblicher Hotelgäste aus? Was alleinreisende Frauen wollen, wenn sie über Nacht bleiben.

Lena Prieger

Das Jumeirah Emirates Towers Hotel in Dubai bietet besonderen Komfort für die weiblichen Gäste: Die luxuriösen Pflegeprodukte stammen von der Edelmarke Chopard, ein extra Kühlschrank sorgt dafür, dass Kosmetika gutgekühlt bleiben, Yoga-Matte und die passende Anleitung auf DVD gehören zum Standard.

Angenehmer Duft, Obst in der Minibar und ein schönes Kissen können Frauen von einem Hotelzimmer überzeugen. (Foto: Foto: iStock)

Im Grand Hotel Oslo wurde ein Teil der Zimmer nach berühmten norwegischen Frauen benannt und aufwändig gestaltet - mit bequemen Queen-Size-Betten, wertvollen Gardinenstoffen, verschwenderisch großen Kissen.

Luxushotels wissen es also offenbar schon länger: Frauen haben spezielle Wünsche, geht es ums Wohlfühlen im fremden Zimmer.

Meist sind alleinreisende Frauen geschäftlich unterwegs. Der Frage nach deren Ansprüchen ist eine kleine Studie "Frauenzimmer. Wie Businessfrauen sich Hotels wünschen" der Köln International School of Design nachgegangen.

Sinnlichkeit, Sozialität, Sicherheit - mit diesen drei Begriffen fasst Uta Brandes, Professorin für Gender und Design, die Ergebnisse aus 100 ausgewerteten Fragebögen zusammen.

Eindeutig ist dieses Ergebnis: Frauen wünschen sich, dass man ihnen das Parken in dunklen Tiefgaragen erspart; und sie suchen sich eher Restaurants in der näheren Umgebung des Hotels oder essen gleich auf ihrem Zimmer.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum weibliche Bedürfnisse für Hotels nicht teuer sein müssen.

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:Bitte recht sinnlich

Haben Frauen spezielle Wünsche, wenn es um Hotels geht? Dieser Frage hat sich die Köln International School of Design in einer kleinen Studie gewidmet. Was Businessfrauen wollen, wenn sie über Nacht bleiben.

Ein Abendessen allein am Katzentisch scheuen viele. Dagegen will schon seit einigen Jahren das Internetportal Global Dinner Network Abhilfe bieten. Hier können sich Frauen auf Reisen weltweit online verabreden, um dann in einer fremden Stadt nicht allein essen zu müssen.

Die Zielgruppe von Frauen auf Geschäftsreise wächst, sagt Brandes. Heute liege der Anteil in Nordeuropa bei 40 Prozent, in Deutschland sei jeder vierte Business-Reisende weiblich.

Die Hotelbranche in Österreich und der Schweiz wartet mit mehr Angeboten auf, die speziell auf Frauen abgestimmt sind. Anders die Deutschen: Inzwischen existieren zwar einige reine Frauenhotels, Angebote für beruflich reisende Frauen in normalen Hotel-Ketten gibt es jedoch kaum.

Versuche des Steigenberger Hotel Frankfurter Hof wurden wegen mangelnder Nachfrage wieder eingestellt. Dort bot man bis Ende des Jahres 2005 Executive Ladies Rooms für Businessfrauen an. Angenehmes Licht im Badezimmer, hochwertige Pflegeprodukte und Seidenstrümpfe gehörten zum Programm, ebenso wie Entspannungsmusik, ein Stepper zum Trainieren, das Wellness-Frühstück auf dem Zimmer, und - nicht zu unterschätzen - ein guter Fön.

Trotz solcher Erfahrungen glaubt Frau Brandes an entsprechende Angebote: "Bei Frauen spielt die Vorstellung eines Zuhauses auf Zeit eine große Rolle."

Vor allem im Bad wünschten sich Frauen die richtige Atmosphäre, ein angenehmes Licht statt OP-Beleuchtung und ausreichend Ablagefläche. Dabei könne man ihnen schon mit ein paar Regalfächern Freude machen, die nicht von Wassertropfen erreicht werden, damit Pflege-Utensilien trocken bleiben.

Pluspunkte für Aufmerksamkeit

Brandes glaubt, dass eine Umrüstung auf weibliche Bedürfnisse nicht teuer sein muss: Ausreichend Platz für Gepäck, Kleiderbügel für Röcke, ein Ganzkörperspiegel, möglichst so angebracht, dass frau sich auch von hinten betrachten kann. Wenn das Zimmer dann noch angenehm frisch duftet und in der Minibar nicht nur Hochprozentiges sondern auch einen Joghurt zu finden ist, ist das offenbar schon die halbe Miete.

Auch im Servicebereich ließe sich vieles durch ein wenig mehr Aufmerksamkeit erreichen. Statt der obligatorischen Begrüßung mit Namen auf dem Fernsehbildschirm, käme bei Frauen ein persönlicher Empfang an der Rezeption besser an. Pluspunkte ließen sich auch dadurch machen, dass das Personal sich an Vorlieben des Gastes erinnert, zum Beispiel an ein beim letzten Besuch gewünschtes zusätzliches Kissen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Männer von einem Hotelzimmer erwarten.

Die "mm - Stadt- und Landhotels" in Essen haben sich inzwischen auf die Bedürfnisse von Businessfrauen eingerichtet. Normale Zimmer werden auf Anfrage einfach zu Frauenzimmern umgerüstet. Dann gibt es entspannende Musik, Blumenstrauß, Obstkorb und Mineralwasser. Auch kleine Kosmetik-Proben inklusive Nagellackentferner und gekühlter Augenmaske, Frauenzeitschriften, Zeitungen, Kaffee- und Teebereiter finden sich auf dem Zimmer.

Für Inhaber Harald Mintrop hat sich dieses spezielle Angebot gelohnt. "Der Aufwand ist nicht riesig, aber Frauen schätzen ihn sehr," sagt er zu sueddeutsche.de. Wer in Erinnerung bleibe, schaffe so Gründe, wiederzukommen. In seinen Hotels liegt der Anteil geschäftsreisender Frauen inzwischen bei 30 Prozent.

Wissenschaftlerin Brandes wünscht sich auf lange Sicht ein Hotel-Bewertungssystem für Businessfrauen. Dabei möchte sie sich allerdings ausdrücklich vom amerikanischen Begriff "female-friendly" abgrenzen - zu stark klinge ihr das nach "dogs are welcome".

Brandes hat auch Männer befragt: Sie scheinen im Schnitt anspruchsloser. "Wenn der Rasierer funktioniert, die Matratze nicht völlig durchgelegen ist und es in der Dusche Wasser gibt, ist für die alles gut", sagt Brandes. "Männer schlagen sich durch, wie im Dschungel."

Eine Chance für Kosmetikhersteller

Frauen wollen lieber eine Badewanne, Männer bevorzugen Duschen. Während Männer sich mit einem zivilisatorischen Survival-Kit begnügen, sollte es für Frauen schon exklusivere Kosmetik sein. Gerade auf Reisen haben sie Zeit, neue Produkte auszuprobieren - ein Argument, das auch Kosmetikfirmen einleuchten dürfte.

Frauen haben gerne die Wahl. Sind in einem Hotel die Zimmer unterschiedlich gestaltet, haben sie das Gefühl, sie können sich das Zimmer aussuchen, das auf sie persönlich zugeschnitten ist. Das im Rahmen der Studie befragte Hotelpersonal gab an, dass Frauen sich eher beschweren oder ein neues Zimmer verlangen, wenn ihnen etwas nicht zusagt.

Männern fällt dagegen einfach weniger auf, sagt Brandes. Profitieren würden aber auch sie von etwas mehr Sinnlichkeit in Zimmern. Ein Joghurt oder Apfel in der Minibar würde auch so manchem Geschäftsmann nicht schaden.

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