Folgen für Touristen:Hoffnungen, in Sand gesetzt

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Wegen des Wirbelsturms streichen Veranstalter Reisen nach Yukatan und Jamaika, die Gäste können kostenlos stornieren.

Hans Gasser

Und plötzlich war der Strand weg. Als im Oktober vor zwei Jahren der Hurrikan Wilma mit bis zu 280 Stundenkilometern über die mexikanische Halbinsel Yucatan gezogen war, sah es bei Cancún aus, als hätte jemand mit einem Riesenstaubsauger auch noch das letzte Sandkorn abgesaugt.

Der Strand von Cancún wurde nach der Verwüstung durch "Wilma" wieder neu aufgeschüttet. (Foto: Foto: AFP)

Von dem 12 Kilometer langen Strand an der berühmten Riviera Maya war nicht mehr viel zu sehen, auf vier Kilometern gab es überhaupt keinen Sand mehr. Und weil die touristische Existenz ohne Strand sinnlos erscheint, beauftragte Cancúns Bürgermeister eine belgische Firma, die in Dubai die künstliche Sandwelt "Palm"errichtete, den Sand von außerhalb des Korallenriffs wieder zurückzupumpen. Das dauerte zehn Wochen und kostete 20 Millionen Dollar, dann war der Strand breiter und schöner als je zuvor.

In Cancún und Playa del Carmen, die nun wieder von einem schlimmen Wirbelsturm bedroht sind, gehören die jährlich wiederkehrenden Hurrikane mittlerweile fast zur Routine. Sowohl bei der Evakuierung als auch bei den Aufräumarbeiten werden keine Kosten und Mühen gescheut. Der touristische Betrieb soll so schnell wie möglich weitergehen, trägt er doch ein Drittel zu den gesamten touristischen Einkünften Mexikos bei.

Die meisten deutschen Touristen halten sich traditionell in Playa del Carmen auf, während Cancún ganz den Amerikanern gehört. Die großen deutschen Reiseveranstalter haben zurzeit rund 2000 Gäste in der Region. Tui, Thomas Cook, Dertour, Meiers Weltreisen und FTI bieten ihren Gästen bis Donnerstag oder Freitag kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen an.

Thomas Cook, zu dem auch Neckermann gehört, hat die für diesen Dienstag geplanten Flüge gestrichen, für Donnerstag behält man sich eine Entscheidung noch vor. Falls der Flughafen von Cancún geöffnet bleibt, wird man allerdings trotzdem leer hinfliegen, um regulär oder vorzeitig abreisende Gäste zurückzuholen, so Konzernsprecherin Nina Kreke.

Auch Tui wird bis Freitag ohne Gäste nach Cancún und Jamaika fliegen, etwa 250 Urlauber müssen erstmal zu Hause bleiben. Bisher habe noch niemand abreisen wollen, sagt Tui-Sprecher Robin Zimmermann. Die Erfahrung lehre, dass etwa ein Drittel der Gäste vorzeitig nach Hause will. Die werde man im Rahmen verfügbarer Kapazitäten ausfliegen, so Zimmerman, oder gegebenenfalls zusätzliche Maschinen einsetzen.

Reisen nach Jamaika, wo der Sturm bereits wütete und Verwüstungen hinterließ, werden ebenfalls in den nächsten Tagen ausgesetzt. Allerdings sind die Touristenzentren im Südwesten, Ocho Rios und Negril, entgegen vorherigen Befürchtungen weitgehend verschont geblieben.

Die Touristen auf Yucatan, so versichern die Veranstalter, seien alle in hurrikansichere Hotels verlegt worden. Man stehe in ständigem Kontakt zu den Reiseleitern in der Region und zum Wetterdienst, um spontan auf die Veränderung der Lage reagieren zu können. "Denn es ist oft genug passiert, dass am Tag danach strahlender Sonnenschein herrschte und uns Gäste verklagen, weil wir sie nicht hinfliegen", so Zimmermann.

An der Riviera Maya südlich von Cancún saßen während Wilma vor zwei Jahren übrigens 35000 Touristen fest, 100 Hotels wurden zerstört. Dennoch kam in Cancún niemand ums Leben. Und viele Hoteliers nutzten hinterher die Gelegenheit zu einer Generalsanierung ihrer veralteten Herbergen.

© SZ vom 21.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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