Flughafen Madrid:"Hier sagt keiner, was los ist"

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Verkappte Bummelstreiks der Fluglotsen und der Piloten von Iberia lösen dramatische Zustände auf dem Madrider Flughafen Barajas aus.

Javier Cáceres

Die Bummelstreiks von Flughafenlotsen sowie von Piloten der spanischen Fluggesellschaft Iberia haben den Flughafen Madrid-Barajas am Wochenende im Chaos versinken lassen.

Nichts geht mehr: In Madrid saßen Reisende über Stunden und sogar Tage fest. Das Verkehrsministerium sprach von einem verkappten Streik gegen die Kürzung bezahlter Überstunden. (Foto: Foto: Reuters)

Zehntausende Passagiere saßen mindestens stundenlang, einige sogar tagelang in den Abfertigungshallen fest. Besonders dramatisch ist die Lage am Terminal 4, dem wichtigsten Iberia-Drehkreuz, besonders für Flüge von und nach Lateinamerika. Augenzeugen zufolge wird die angespannte Lage durch Servicemitarbeiter verschlimmert, die völlig überfordert zu sein scheinen. "Barajas ist zur Rattenfalle geworden", schreibt die Zeitung El País.

Der von der Gewerkschaft bestrittene, von Iberia-Mitarbeitern freilich bestätigte Bummelstreik der Piloten hatte bereits vor den Weihnachtsfeiertagen begonnen. Er hatte zu Verspätungen Tausender Flüge und zu Hunderten Annullierungen geführt. Mit dem Jahreswechsel verschlimmerte sich die Lage durch einen - ebenfalls nicht erklärten - Ausstand der Fluglotsen: Seit Tagen lässt sich ein hoher Prozentsatz aufgrund von Grippesymptomen krankschreiben.

Medienberichten zufolge protestieren sie gegen Einkommensverluste. Die Folge: Bloß zwei der vier Landebahnen können betrieben werden. Die Lage eskalierte schließlich vollends, als am Samstag der Flugverkehr wegen Nebelbildung beeinträchtigt wurde.

Auf dem Flughafen spielen sich seither Dramen ab. Mit Kindern reisende Familien sitzen bis zu 17 Stunden in Madrid fest. Passagiere werden an Bord gelassen, dort stundenlang ohne Klimaanlage festgehalten - und wieder ausgeladen. Innerspanische Flüge werden zu stundenlangen Busreisen. Augenzeugen berichten vom harschen Ton von Iberia-Mitarbeitern und einem völlig konfusen Krisenmanagement.

Ein Berlin-Reisender wurde trotz Sitzreservierung auf "stand-by" gesetzt, weil Dutzende weiterer Passagiere von einem Flug zum nächsten geschoben worden waren: "Overbooking ist legal. Das machen alle so", habe die schnippische Erklärung einer Iberia-Mitarbeiterin gelautet. In der Maschine blieben schließlich Plätze frei, an Informationsschaltern standen Hunderte Menschen Schlange.

Andere Passagiere klagten in Madrid, es gebe am Flughafen keinerlei Information: "Hier sagt keiner, was los ist." Über das Krisenmanagement Iberias hatten auch Passagiere eines Las Palmas-Madrid-Fluges vom Samstagabend nur Haarsträubendes zu berichten. So seien sie eine Stunde vor der beabsichtigten Abflugzeit um 19.45 Uhr zunächst auf Mitternacht vertröstet worden, um ebendiese Zeit in ein Hotel gebracht und nach einer Stunde wieder geweckt worden - um schließlich im Morgengrauen zwei weitere Stunden bis zur Abreise zum Flughafen von Gran Canaria zu warten.

Dort wurden freilich nicht alle Gestrandeten nach Madrid mitgenommen: Der Flieger, der schließlich am Sonntag um 8.30 Uhr früh landete, hatte nicht ausreichend Sitze zur Verfügung. Um Meutereien abzuwehren, waren die Iberia-Mitarbeiter zur Abfertigung mit Polizeischutz angerückt.

© SZ vom 05.01.2009/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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