Man darf das heute ja nicht mehr laut sagen, aber das Leben als Autofahrer wird nicht unbedingt leichter. Zur Zeit reden zum Beispiel wieder alle über den Gotthard-Basistunnel und dass diese 57 Kilometer lange Röhre ganz Europa zusammenführen wird. Nur haben die Europazusammenführer die Rechnung mal wieder ohne die Zusammengeführten gemacht, also ohne uns Urlauber vom Reiseweltmeister in der Mitte Europas. Denn was haben wir von der Gottharduntertunnelung: stimmt, nichts. Laut Statistik machen wir unseren Sommerurlaub nämlich noch immer am liebsten mit unserem Liebsten, dem eigenen Auto. Und wer einmal mit seinem Porsche oder auch nur mit Muttis X3 von sagen wir München-Grünwald nach St. Tropez gefahren ist, der lässt den Gotthardtunnel so was von links liegen. Wäre natürlich schon schön, da wie die Züge mit 250 Sachen durchbrettern zu können, statt an Kufstein und Brenner und bei Verona 57 Kilometer im Stau zu stehen, aber das ist gar nicht das wahre Ärgernis. Das wahre Ärgernis ist die Mautstelle.
Denn in punkto Wegzoll ist Europa ein Fleckerlteppich geblieben. Auf dem Weg von München-Grünwald nach St. Tropez muss der Urlauber je nach Routenwahl erst in Österreich oder der Schweiz eine Autobahn-Vignette kaufen, dann am Brennerpass löhnen, um schließlich in Italien pro Autobahnbahnkilometer zu zahlen. Ist aber alles nichts gegen Frankreich. Dort kommt alle paar Kilometer die nächste Zahlstelle, weil die Besitzverhältnisse der Straßen so zerpflückt sind wie es in Deutschland nicht einmal zu jenen Zeiten war, als die Karossen noch von Pferden gezogen wurden. Ja, unsere Nachbarn mögen die schönste Sprache und das schönste Land überhaupt haben. Aber Pkw-Maut, das können sie wirklich nicht.
Wie bitte? Man könnte als Reiseweltmeister auch einfach den Zug nehmen? Stimmt, aber dann würde der schöne schnelle Wagen nur in der Garage stehen, die fast so groß ist wie der Gotthard-Basistunnel.