Ende der Reise:Koffer to go

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Ein Buchungsportal hat Kunden befragt, was sie beim Kofferpacken am meisten nervt. Das Ergebnis ist nicht wirklich überraschend: Am meisten nervt uns, dass wir an alles denken müssen - und dass wir am Ende doch immer irgendetwas vergessen.

Von Stefan Fischer

Nun, da die meisten Koffer inzwischen wieder ausgepackt sind, liegen die Dinge offen zutage: Wir haben wieder einmal zu viel mitgenommen in die Ferien, und zurückgebracht haben wir sogar viel zu viel. Was besonders arg ist, denn Letzteres hat sich nicht einmal rentiert: Der Wein, der an der Adria noch so lecker war, erinnert daheim dann doch stark an den Zwei-Euro-Mazedonier vom Discounter. Hat aber vier Euro gekostet und einem am Gepäckband überdies einen Hexenschuss eingetragen. Die auf dem Wochenmarkt günstig erworbenen, weil gefälschten Markenjeans wiederum muss man ungetragen wegwerfen. Sie lassen sich nicht mehr reinigen, nachdem sie sich mit den Sonnencremeresten aus den im Gepäck zerquetschten Tuben vollgesogen haben.

Wir haben das natürlich beim Packen alles schon geahnt, über so viel Selbsterkenntnis verfügen wir dann doch. Insofern mag die Umfrage eines Buchungsportals auf den ersten Blick lächerlich erscheinen: Da wurden also Kunden doch tatsächlich danach befragt, was sie am meisten nervt beim Kofferpacken. Das Ergebnis, man ahnt es, kommt nicht wirklich überraschend. Denn am meisten nervt uns natürlich, dass wir an alles denken müssen - und dass wir am Ende doch immer irgendetwas vergessen. Nur gibt es - und da wird aus der billigen Erkenntnis ein episches Problem - dafür keine Lösung. Wäre es uns doch nur egal, wenn die Viert-Schuhe, das Dritt-Telefon und die zweiten Zähne daheimblieben. Dann müssten wir uns nicht so konzentrieren beim Packen. Und je billigender wir in Kauf nähmen, dass etwas fehlt, desto leichter wäre am Ende der Koffer.

Aber das entspricht nicht unserer Natur. Wir können nicht ohne den halben Hausrat fort. Das ist der Grund, warum sich Campingmobile so gut verkaufen: Wir wollen daheim sein, nur eben mit Sonne. Und den Produkten in der Fremde trauen wir sowieso nicht über den Weg. Überteuert und mangelhaft sind sie in der Regel, wie oft waren wir davon schon genervt. Verglichen damit ist sogar Kofferpacken ein Fest.

Es wird uns also wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben, als uns in den Sisyphos-Charakter der alljährlichen Aufgabe zu fügen, die Koffer perfekt zu packen. Oder aber andere Urlaube zu machen als bisher. Da wäre zum einen, so unschlagbar effektiv in Sachen Gepäck wie aber auch öde: Ferien auf Balkonien. Alternativ bliebe noch die Reise in eine FKK-Anlage.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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