Ende der Reise:Iranische Kreuzfahrer

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Reisefreiheit, das sagt sich so leicht. In Iran möchte das Regime nun, das seine Bürger mehr im Inland statt ins Ausland verreisen. Um ihnen das schmackhaft zu machen, gibt es nun das erste Kreuzfahrtschiff seit dem Sturz des Schahs.

Von Stefan Fischer

Menschen am Reisen zu hindern, das ist, als versuche man, Wasser mit einem Schmetterlingsnetz einzufangen. Wer klug ist, versucht das gar nicht erst. Nicht einmal die iranische Regierung, die schnell mit Repressionen gegen die eigene Bevölkerung zur Hand ist, hat grundsätzlich etwas dagegen, dass diese Bevölkerung reist. Es wäre nur schön aus ihrer Sicht, wenn das Wahlvolk nicht so oft in aller Welt herumreisen würde. So beliebt Iran bei ausländischen Touristen auch sein mag - ihre Zahl hat sich in weniger als zehn Jahren mehr als verdoppelt-, zieht es die Iraner selbst ihrerseits eben auch in die Ferne, so sie genug Geld haben. Die sehenswerten Inseln Keschm und Kisch im Persischen Golf beispielsweise - gewissermaßen das Sylt und das Rügen Irans - sind den Iranern aber zu selten eine Reise wert, finden die Regierenden in Teheran. Lieber fliegen Iraner nach Dubai oder in andere Golfstaaten, in denen kein Kopftuchzwang herrscht und kein Alkoholverbot. Da können die Mangrovenwälder auf Keschm und Kisch noch so groß sein und die Felsformationen noch so spektakulär.

All diese Millionen Dollar, die mit den Iranern nach Dubai fliegen, sollen nun aber im Land bleiben. So wünscht sich das die Regierung. Dafür muss man ein wenig mehr Freizügigkeit bieten. Deshalb gibt es nun das erste iranische Kreuzfahrtschiff seit der Islamischen Revolution von 1979, mit Kinos und einem Pool und wahrscheinlich keinen Sittenwächtern an Bord, die mit nach Keschm und Kisch fahren.

Ob der Plan aufgeht? Wenn die ersten Iraner das Schiff in einem Zustand verlassen wie manche Schweden eine Butterfahrt, erscheint es vielleicht doch opportun, die Gelage wieder in die Golfstaaten auszulagern. Für das Kreuzfahrtschiff werden sich dann schon genügend sittsame Studienreisende aus Europa finden lassen.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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