Ende der Reise:Fliegen mit dem Therapie-Truthahn

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In der Scharia-konformen Airline Rayani-Air gibt es keinen Alkohol. Ansonsten aber offenbar wenig Ordnung.

Von Hans Gasser

Das Fliegen, wahr gewordener Menschheitstraum. Mit 800 km / h über die Wolken pflügen, der aufgehenden Sonne entgegen, ein Gläschen Schaumwein zwischen sich und dem Bildschirm, auf dem gerade der neueste Blockbuster läuft. Urlauber, was willst du mehr?

Wenn da nicht immer etwas vorfallen würde. Und zwar je nach Kulturkreis und Reiseland recht unterschiedliche Unannehmlichkeiten. So musste vor kurzem ein Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Liverpool nach Alicante in Frankreich notlanden. Zwei betrunkene britische Passagiere gerieten sich derart stark in die Haare, dass der Pilot die Sicherheit in Gefahr sah und in Limoges landete, wo die zwei Randalierer von der französischen Polizei in eine Ausnüchterungszelle begleitet wurden. Routine bei Ryanair, undenkbar bei Rayani-Air.

In der ersten Scharia-konformen Airline Malaysias ist Alkohol natürlich verboten, sprich: gar nicht an Bord. Die Stewardessen tragen Schleier und das Essen ist halal. So weit, so gut, nur dass Rayani-Air jetzt die Fluggenehmigung entzogen wurde, weil sie die Gesetze der Scharia zwar sehr gut, jene der Zivilluftfahrt aber sehr schlecht umsetzte. Verspätungen und willkürliche Streichungen von Flügen waren hier eher die Regel als die Ausnahme.

Dabei ist es doch so einfach, Passagiere glücklich zu machen, wie eine neue, natürlich total repräsentative Umfrage eines Internet-Reiseportals zur "Zukunft des Fliegens" zeigt. Am sehnlichsten wünschen sich die Befragten sympathische Sitznachbarn. Das ist so menschlich wie verständlich. Und genau hier setzte die amerikanische Fluglinie Delta an, als sie jüngst einem First-Class-Passagier gestattete, seinen Truthahn mitzunehmen. Nicht in Form eines Sandwiches, sondern als Therapie-Truthahn, ganz lebendig. Was therapiert werden sollte, ist nicht überliefert.

Und wo wir schon bei den Tieren sind, ist es zu den Kindern nicht weit. 70 Prozent der Befragten wünschen sich im Flugzeug der Zukunft einen Kinderspielbereich mit Betreuung, schließlich will man ja auf dem Weg in den Familienurlaub wenigstens während des Fluges entspannen - vorausgesetzt, es hängen keine Bettwanzen im Sitzpolster. Die reisen ja jetzt vor allem aus den USA und Australien mit nach Deutschland, sodass der Frankfurter Flughafen nun sogar speziell ausgebildete Bettwanzen-Spürhunde durch die Flugzeuge schnüffeln lässt. Soll noch einer sagen, es werde nicht alles getan, um unseren Flug so angenehm wie möglich zu machen.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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