Bildungsurlaub:Je länger, je flüssiger

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Vom Teenager-Albtraum zur beruflichen Zusatzqualifikation: Sprachreisen verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen. Nur zu kurz dürfen sie nicht sein.

Sprachunterricht in lockerer Atmosphäre, anschließend Sightseeing und Gespräche mit Einheimischen am Nachmittag: Sprachreisen ins Ausland sind eine beliebte und effektive Alternative zu Abendkursen zu Hause. Auch für Berufstätige, die ihre Fremdsprachenkenntnisse aufpolieren wollen, kann das interessant sein.

Entsprechend sind es nicht nur Teenager, die zum Vokabeln lernen ins Ausland fahren: Allein im Jahr 2005 verzeichnete der Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV) rund 160 000 Sprachreisen, die bei mehr als 150 Anbietern gebucht wurden - 65 Prozent der Teilnehmer waren Erwachsene.

Den Spitzenplatz nimmt dabei Großbritannien mit 34 Prozent ein, gefolgt von Malta (27 Prozent), Spanien (8 Prozent) und Frankreich (7 Prozent). "Sprachreisende sind höchst motivierte Menschen, die durchaus bereit sind, für ihren Bildungsurlaub viel Geld auszugeben", sagt FDSV-Sprecher Claus Kunze.

Je länger, je besser

Dabei ist die Preisspanne für eine Reise groß, die Kosten hängen vom Anbieter, aber auch vom Zielland ab. Für 600 bis 700 Euro kann man in der Nebensaison für zwei Wochen nach Malta fliegen, aber auch leicht das Doppelte für einen Sprachreise nach Paris oder London bezahlen.

Der Trend geht nach Einschätzung der Experten hin zu mehrwöchigen Sprachreisen, die in der Regel meist auch einen schnelleren Lernerfolg mit sich bringen. Eine wichtige Rolle für den Erfolg einer solchen Reise spielen allerdings der Grund und folglich auch die Motivation, eine fremde Sprache zu lernen.

Dabei werden Fremdsprachenkenntnisse im hart umkämpften Arbeitsmarkt zunehmend wichtig. Arbeitgeber legen nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin - abhängig von der ausgeschriebenen Stelle - großen Wert auf mögliche Fähigkeiten ihres potenziellen Mitarbeiters, eine Zweit- oder Drittsprache zu sprechen. "Dann kann es auch durchaus sein, dass der Arbeitgeber die Angaben im Lebenslauf des Bewerbers und seine Sprachkenntnisse überprüft", bestätigt Timo Parra von der BDA.

Kein Anspruch auf finanziellen Zuschuss

Doch inwieweit dann ein Arbeitgeber seinen Angestellten für die sprachliche Weiterbildung im Ausland Bildungsurlaub gewährt, bleibt jedem Unternehmen selbst überlassen. Offiziell stehen jedem Arbeitnehmer drei bis fünf Tage pro Jahr als Bildungsurlaub zu; die Unterstützung durch den Arbeitgeber beschränkt sich dabei allerdings auf die Zugabe freier Tage, einen Anspruch auf finanziellen Zuschuss hat er nicht.

Inwieweit das Gelernte dann im beruflichen Alltag umgesetzt werden kann, hängt nicht zuletzt von der Dauer und Intensivität der Reise beziehungsweise des Kurses ab. In vier Wochen könne man zwar Grundlagen einer Sprache erlernen, habe diese aber meist recht schnell wieder vergessen, gibt die Sprachdidaktikerin Prof. Christiane von Stutterheim vom Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg zu bedenken. "Da muss man nach der Rückkehr aus dem Ausland schon dranbleiben und weiterhin regelmäßig Kurse besuchen."

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