Alpen exklusiv:Luxustreffen auf dem Gipfel

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Ein Gourmettempel an einem Ort, an dem vorher nichts war. Eine römische Party im Römerbad. Vor allem Firmen genießen die ausgefallenen Ausflüge, die einen weiteren Vorteil haben: Handys funktionieren hier nicht.

Barbara Kerbel

Wer das Besondere sucht, der findet es auf dem Berg. Eine Nacht im Iglu, Schlittenfahrten im Fackelschein, 5-Gänge-Menüs auf dem Gletscher - es gibt fast nichts, was der erlebnishungrige Besucher in den Alpen nicht organisiert bekommen kann.

Ein Gourmetrestaurant mit Bergblick für 5-Gänge-Menüs auf dem Gletscher, erbaut von "Matterhorn Experience". (Foto: Foto: oh)

Es sind exklusive Veranstaltungen, die sich vor allem Firmen leisten, um treue Kunden oder Mitarbeiter zu belohnen. Glaubt man den Organisatoren, boomt das Geschäft mit den Alpenevents.

In Zermatt zum Beispiel baute Skilehrer Christian Meier vom "Matterhorn Experience'', einer Eventagentur, kürzlich mitten in der Natur auf 2300 Metern Höhe für 180 Personen ein Luxusrestaurant auf.

Der Auftrag kam von einem Pharmakonzern. Neun Tonnen Material haben Meier und sein Team mit Transportzügen und Helikoptern hinaufgeschafft, am Ende sei es gewesen wie im 5-Sterne-Hotel.

Ein Gourmettempel an einem Ort, an dem 'vorher nichts war''. Das sei das Außergewöhnlichste gewesen, was er bisher organisiert habe, sagt Meier.

95 Prozent seiner Kunden sind Firmen, nur vereinzelt leisten sich Privatpersonen eine Romantikhochzeit im Schnee oder eine Skisafari. Die meisten Gäste schwelgen dabei im Luxus - auf eine Nacht im Iglu oder in der stromlosen Blockhütte folgt meist der Aufenthalt im Luxushotel.

Warum gerade Firmen die Berge für Veranstaltungen entdecken? "In den Alpen sind die Menschen kreativer, dafür sorgen der Schnee und die gute Bergluft'', findet Meier.

Für Karlheinz Strobl ist das ein ganz einfaches Prinzip: Zurück zur Natur. Strobl betreibt eine Eventagentur in Rottach-Egern am Tegernsee und sagt, dass sich die Wünsche vieler Manager und Firmenvorstände in den vergangenen Jahren geändert hätten.

"Noch vor ein paar Jahren musste es immer ein neuer Kick sein.'' Heute seien die Manager weniger risikohungrig, im Mittelpunkt stehe vielmehr das Team, das gemeinsame Erlebnis in der Natur.

Zusammen mit dem Hüttenverbund organisiert Strobl Hüttenseminare für bis zu 200 Personen: Die Gruppen wandern einen Tag lang von Hütte zu Hütte und besprechen dabei unterschiedliche Themen.

Abgeschieden und ungestört vom Handygesurre, denn in den Bergen rund um den Tegernsee hat nahezu kein Mobiltelefon Empfang. "Anfangs sind viele Teilnehmer nervös, tippen ständig in ihr Handy und suchen nach einem Netz", sagt Strobl. Doch dann schalteten die meisten ab, seien ruhiger und konzentrierter.

Strobl organisiert etwa 180 Veranstaltungen im Jahr und hält die Events in den Bergen für einen "absoluten Trend". Eigentlich wollte Strobl im Jahr 2000 nur eine einzige Veranstaltung für einen Freund ausrichten, der im Vorstand einer großen Firma arbeitete.

Die Resonanz damals sei aber so gut gewesen, dass er eine Event-Agentur gründete.

Im österreichischen Bad Kleinkirchheim setzt das Tourismusbüro seit einigen Jahren auf besondere Ereignisse. Wer entsprechend Geld hat, kann seine Mitarbeiter oder Kunden dort zum Gipfel-Dinner auf die Kaiserburg einladen oder zur römischen Party ins Römerbad.

Monika Rettenwander, die für Incentives, also Belohnungsreisen für Firmenmitarbeiter, zuständig ist, meint: "Es ist das Urige, das die Leute in die Berge zieht."

© SZ Primetime vom 2.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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