Aletsch-Arena:Autofrei auf der Alp

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Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp waren früher nur im Sommer bewohnt. Heute sind es Wintersportorte mit Tausenden Gästebetten. Aber die Autofreiheit, die ist geblieben. Und Gäste wie Einheimische haben sich darauf eingestellt.

Von Johanna Pfund

Bis Ende der 1940er-Jahre waren Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp lediglich Orte für den Sommer. Die Bauern aus dem Schweizer Rhône-Tal ließen dort oben in den warmen Monaten des Jahres ihr Vieh weiden. Im Winter waren die Siedlungen unbewohnt. Heute sind aus den Alphütten in Sichtweite des Aletsch-Gletschers, des größten Eisstroms der Alpen, drei lebendige Tourismusdörfer auf knapp 2000 Meter Höhe geworden: die Aletsch Arena. Etwa eine Million Übernachtungen zählen die drei Dörfer pro Jahr. Trotz des Ansturms hat man auf dem Hochplateau - wie in insgesamt acht Schweizer Orten - ein Element der Ruhe bewahrt: Autofreiheit.

"Ein Stressfaktor wird weggenommen", sagt Geri Berchtold, Geschäftsführer der Tourismusregion. Die Gäste können mit den Skiern vor der Hotel- oder Apartmenthaustür direkt starten ins Skigebiet. Wer einmal oben ist, hat die leidigen Themen Parkplatzsuche oder Stau für die Dauer des Aufenthalts abgehakt. Parken können die Gäste an den Talstationen, per Seilbahn gelangt man hinauf. Auf diese Weise werden auch die Orte versorgt.

Eine Straßen-Erschließung gab es noch nie, wie Berchtold erzählt. Den Transport übernahmen Maultiere, oder auch Träger aus den Dörfern. Als ein Engländer 1903 dort oben ein Haus bauen ließ, trugen noch Maultiere die Materialien hinauf. Ende der 1940er-Jahre entstanden die ersten kleinen Hotels, und man debattierte kurz über eine Straßenerschließung - baute aber bald die Seilbahn. Seitdem ist sie die Lebensader der Aletsch Arena, oben übernehmen Elektro-Autos den Weitertransport.

Im Sommer funktioniere das ganz gut, erläutert Berchtold. Im Winter seien zur Hochsaison gelegentlich zu viele Fahrzeuge und Schneemobile unterwegs. "Wir sind ja nicht verkehrsfrei", sagt Berchtold. "Aber wir nehmen die Thematik sehr ernst." Insgesamt 14 000 Gästebetten stehen auf dem Plateau zur Verfügung, etwa 3500 Einheimische leben dort. Den Verzicht auf Autos und damit auf die übliche Lärmkulisse schätzen die Gäste. "Und wir haben gelernt, damit zu leben", erklärt Geschäftsführer Berchtold. Denn eines ist klar: Autofreiheit ist eine logistische Herausforderung. Die Walliser haben das teils kreativ gelöst - das Müllauto etwa wird kurzerhand an die Seilbahn angehängt. Unten wird fachgerecht entsorgt.

Gäste können auch autofrei anreisen. Der Bahnhof des Reiseziels (Betten und Mörel für Riederalp, Fiesch für die Fiescheralp) befindet sich direkt an der Talstation der Seilbahn. Weitere Infos unter www. aletscharena.ch

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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