Zufriedene Kaczynskis:"Polen hat praktisch alles erreicht"

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Hochstimmung bei den Zwillingen: Polens Staatspräsident Lech Kaczynski feiert den Gipfel-Kompromiss von Brüssel. Sein Bruder Jaroslaw zeigt sich ebenfalls hoch zufrieden - und lobt die polnische Verhandlungstaktik.

Nicht nur der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski triumphierte nach dem polnischen Gipfel-Erfolg von Brüssel. Sein Zwillingsbruder, Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, zeigte sich ebenfalls hoch zufrieden. "Polen hat praktisch alles erreicht", lobte er die Verhandlungsführung des Bruders. Das Land gehe mit einer gestärkten Position in Europa aus dem Gipfel hervor.

Zufrieden mit dem Ergebnis des EU-Gipfels: Polens Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski (Foto: Foto: Reuters)

Zugleich wies Jaroslaw Kaczynski Deutungen zurück, wonach er der eigentliche polnische Verhandlungsführer gewesen sei. Natürlich seien Präsident und Regierungschef in ständigem Kontakt gewesen. Die Verhandlungen habe allerdings "ausschließlich" Lech Kaczynski geführt. "Ich hatte dabei keinerlei Rolle", versicherte er.

Das hatte am Freitagabend noch ganz anders gewirkt. Denn während Lech Kaczynski in Brüssel verhandelte und die Signale auf Einigung zu stehen schienen, meldete sich Jaroslaw Kaczynski aus Warschau in einem Fernsehinterview zu Wort. "Polen ist ein zu wichtiges Land in Europa, um alles aufzugeben", grollte er. Polen stehe mit dem Rücken zur Wand, er sehe kaum noch einen anderen Ausweg als ein Veto Polens. Kurz danach war auch aus Brüssel zu hören, Polen lehne den Vorschlag zur Stimmengewichtung im europäischen Rat ab.

"Es gab dramatische Momente", räumte Lech Kaczynski am frühen Samstagmorgen ein. Die Schockwellen der Warschauer Veto-Ankündigung waren kaum abgeebbt, da sorgte Ratspräsidentin Angela Merkel mit der Drohung, die Reform der EU auch ohne Mandat Polens durchführen zu wollen, für Aufregung in der polnischen Delegation.

Doch auch die mitteleuropäischen Nachbarn solidarisierten sich mit Polen - kein Land dürfe ausgeschlossen werden. "Polen hat nicht die Absicht zu vergessen, welche Staaten sich solidarisch verhalten haben", sagte Lech Kaczynski.

So beschloss der Gipfel zwar nicht die von Polen zunächst geforderte Stimmengewichtung nach der "Quadratwurzel-Formel", dafür aber wurde Polen erlaubt, die für das Land außerordentlich günstige Stimmengewicht nach dem Vertrag von Nizza bis 2017 beizubehalten.

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