Wohlstand:Asiens Aufstieg

Immer mehr Menschen in der Region können die Armut hinter sich lassen - das ist gut. Doch es gibt auch Probleme.

Von Claus Hulverscheidt

Asien hat Europa von Platz zwei der reichsten Weltregionen verdrängt. Was wie eine Niederlage für die Deutschen und ihre Nachbarn klingt, ist in Wahrheit eine gute Nachricht: Sie bedeutet, dass sich in einstigen Entwicklungsländern wie China, Indien und Indonesien aus der Armut heraus eine Mittelschicht mit immerhin bescheidendem Privatvermögen herausgebildet hat. Noch ist es allerdings nur die schiere Zahl an Menschen in Asien, welche die Wachablösung bewirkt hat. Pro Kopf gerechnet sind Europäer und Amerikaner immer noch um ein Vielfaches reicher.

Doch der neue Global Wealth Report gibt auch zu denken, denn er bestätigt einen Trend, der von den Durchschnittszahlen übertüncht wird, den viele Menschen gerade in den Industriestaaten aber persönlich so empfinden: Die Vermögen sind immer ungleicher verteilt. Anders gesagt: Die Superreichen werden immer reicher, während der Wirtschaftsaufschwung weiter unten kaum ankommt. Das zeigt auch eine Umfrage in den USA. Mehr als die Hälfte der Amerikaner glaubt, dass die Wirtschaft immer noch in der Rezession steckt, die 2008 begann - nach sechs Jahren Wachstum.

Für die Politik sind die neuen Zahlen deshalb Sprengstoff. Wenn immer mehr Menschen das Gefühl haben, Wohlstandsgewinne kämen nur bei einigen wenigen, nicht aber bei ihnen selbst an, sind Radikalisierung und Attentismus die Folge.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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