Wissenschaft:1500 Stellen für junge Forscher

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Bundesministerin Johanna Wanka (CDU) hatte angekündigt, dass sie mit den Ländern ein Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler auflegen will. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Die SPD will die Zahl der Juniorprofessuren verdoppeln, um dem Nachwuchs bessere Chancen zu bieten.

Von Roland Preuss, München

Die SPD will mit Tausenden zusätzlichen Stellen die Nachwuchswissenschaftler an den Hochschulen aus ihrer oftmals prekären Lage holen. In den kommenden Jahren sollen mindestens 1500 zusätzliche Juniorprofessuren geschaffen werden, zudem fordern die Sozialdemokraten neue, attraktive Dauerstellen unterhalb der gängigen Professur. Dies sieht ein Eckpunktepapier vor, das die Bildungsexperten der SPD-Fraktion Ernst Dieter Rossmann und Simone Raatz am Mittwoch in Berlin vorstellten. "Wir wollen einen Durchbruch. Deshalb fordern wir in den nächsten fünf Jahren eine Verdopplung der Juniorprofessuren", sagte Raatz. Die Hälfte der neuen Stellen solle mit Frauen besetzt werden.

Vergangene Woche erst hatten sich die Koalitionsfraktionen in ihrer Klausur in Göttingen darauf verständigt, von 2017 an eine Milliarde Euro einzusetzen, um dem stark gewachsenen Heer von Nachwuchswissenschaftlern bessere Arbeitsbedingungen und eine attraktive Perspektive als Forscher zu bieten. Die SPD formuliert nun in dem Eckpunktepapier, wie sie diese Milliarde einsetzen will: Juniorprofessoren, Habilitierte und Nachwuchsgruppenleiter - alles Stellen auf dem Weg zur Professur - sollen künftig regelmäßig die Aussicht auf eine feste Stelle, eine sogenannte Tenure- Track-Option, erhalten. Das heißt, wer sich als Wissenschaftler mehrere Jahre bewährt, kann mit einer Stelle auf Lebenszeit rechnen.

Mehr als 80 Prozent der etwa 160 000 Nachwuchswissenschaftler an den Hochschulen arbeiten auf oftmals miserabel bezahlten, befristeten Stellen. Hinzu kommen Zehntausende Wissenschaftler an Forschungseinrichtungen wie den Fraunhofer-Instituten, die meist ähnliche Verträge haben. Der Wissenschaftsrat als bedeutendstes Beratergremium der Politikexperten hatte bereits vor zwei Jahren vor einem Wissenschaftsprekariat gewarnt. Immer wieder gibt es Protestpetitionen junger Forscher. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte Ende März angekündigt, dass sie zusammen mit dem Ländern ein Programm für Nachwuchswissenschaftler auflegen wolle, hatte aber keine Details genannt.

Der Förderung dieser Forscher komme eine "Schlüsselrolle für die künftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu", heißt es im SPD-Papier. Die SPD will die Hochschulen zudem mit zwei Wettbewerben zu fairen Verträgen bewegen: Bis zu 80 Hochschulen sollen für Personalentwicklungskonzepte mit einer Million Euro im Jahr belohnt werden, eine weitere Ausschreibung soll "engagierte Hochschulen" anerkennen, die den Anteil der Dauerstellen erhöhen, Zeitverträge an Qualifikationsziele anpassen, zum Beispiel Drei-Jahres-Verträge für Doktorarbeiten - und die Gleichstellung von Frauen umsetzen. Raatz sagte, nun müsse über eine Beteiligung der Länder gesprochen werden, deren Beitrag sei "unverzichtbar".

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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