Westafrika:Burkina Faso stimmt ab

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Das frühere Putschland gilt inzwischen als die Demokratie-Hoffnung des ganzen Kontinents: Erstmals seit vielen Jahrzehnten können die Bürger des afrikanischen Landes ihren Präsidenten und ihr Parlament frei wählen.

Im westafrikanischen Burkina Faso haben die Menschen am Sonntag über ein neues Staatsoberhaupt und Parlament abgestimmt. Die Wahl gilt als historisch: Es war die erste demokratische Abstimmung in Burkina Faso seit Jahrzehnten.

Ein Volksaufstand hatte Langzeitherrscher Blaise Compaoré vor einem Jahr entmachtet. Nachdem Teile des Militärs noch vor zwei Monaten versucht hatten, die Übergangsregierung zu stürzen, hatten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen am Wahltag erheblich verstärkt. Mehr als 20 000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Gut 5000 Wahlbeobachter sollten einen geregelten Ablauf der Abstimmung garantieren. 5,5 Millionen Burkiner waren wahlberechtigt. Ein Ergebnis wird im Lauf dieser Woche erwartet.

14 Kandidaten, unter ihnen zwei Frauen, stellten sich für das Präsidentenamt zur Wahl. Als aussichtsreicher Bewerber gilt Roch Marc Christian Kaboré, der sich und seine Volksbewegung für den Fortschritt (MPP) als sozialdemokratisch begreift. Auch Zéphirin Diabré, der 2011 die Union für den Fortschritt und den Wandel (UPC) gründete, kann sich Hoffnungen auf das Präsidentenamt machen. Beide bekleideten unter Compaoré hohe politische Ämter, wechselten aber vor seinem Rücktritt zur Opposition. Beobachtern zufolge ist eine Stichwahl zwischen den beiden wahrscheinlich. Einen hohen Bekanntheitsgrad hat auch Bénéwendé Stanislas Sankara. Seine Partei steht in der Tradition des Nationalhelden Thomas Sankara, der 1987 ermordet wurde. Der Sozialist hatte sich gegen die einstige Kolonialmacht Frankreich aufgelehnt, für Frauenrechte und gegen Korruption gekämpft.

Burkina Faso hat seit seiner Unabhängigkeit 1960 sieben Militärputsche erlebt. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt. Seit dem fast gewaltfreien Umsturz Ende Oktober 2014 und dem vereitelten Putsch im September gilt das Land aber als Demokratie-Hoffnung in Afrika. Übergangspräsident Michel Kafando sagte am Sonntag, die Wahl sei ein "Sieg für das Volk von Burkina Faso". Es handele sich um die erste "wirklich demokratische, transparente und klare Abstimmung seit 1978".

© SZ vom 30.11.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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