"Wehe dir":Prediger nennt Scharons Schlaganfall Strafe Gottes

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Während Israels Regierungschef weiter mit dem Tod ringt, dringen bizarre Töne über den Atlantik. Pat Robertson, ein bekannter TV-Prediger, behauptete vor laufender Kamera, himmlischer Zorn habe Scharons Krankheit ausgelöst. Der Parteigänger von Präsident Bush sorgte schon früher für Furore, als er zum Mord an Venezuelas Präsident Chavez aufrief.

Der US-Fernsehprediger bezeichnete den Schlaganfall des israelischen Regierungschefs als Gottesstrafe für die Räumung des Gazastreifens. In der Bibel stehe eindeutig, dass Gott denjenigen in Feindschaft gegenüber stehe, die sein Land teilen, sagte Robertson in seiner Sendung "700 Club". "Gott sieht dies als sein Land an. Zu jedem israelischen Regierungschef, der es aufreißt und weggibt, sagt Gott: 'Nein, das gehört mir.'"

Er persönlich sei "traurig" über Scharons Zustand, sagte Robertson weiter. Der israelische Ministerpräsident sei ein "sehr sympathischer Mensch". "Aber er hat Gottes Land geteilt, und ich würde jedem israelischen Regierungschef, der einen ähnlichen Kurs einschlägt, um die EU, die Vereinten Nationen oder die Vereinigten Staaten von Amerika zu beschwichtigen, sagen: wehe dir!".

Robertsons Sendung soll eine Million Zuschauer haben. Er gilt als Anhänger der Republikanischen Partei. Mit unbedachten Aussagen bringt er jedoch seine Parteifreunde zunehmend in Verlegenheit. Im August hatte er gefordert, die US-Regierung solle Hugo Chavez ermorden, den Präsidenten von Venezuela.

Der israelische Botschafter Daniel Ayalon kritisierte Robertsons Bemerkung zu Scharon als "empörend". Von einem engen Freund Israels und Scharons habe er so etwas nicht erwartet, erklärte Ayalon CNN gegenüber. Er verglich Robertsons Kommentar mit den Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der Scharon am Donnerstag als "Kriminellen" beschimpft und ihm den Tod gewünscht hatte.

Der israelische Botschafter Daniel Ayalon kritisierte Robertsons Bemerkung als "empörend". Von einem engen Freund Israels und Scharons habe er so etwas nicht erwartet, erklärte Ayalon CNN gegenüber. Er verglich Robertsons Kommentar mit den Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der Scharon am Donnerstag als "Kriminellen" beschimpft und ihm den Tod gewünscht hatte.

Der Zustand des israelischen Ministerpräsident Ariel Scharon ist derzeit stabil, wie der Leiter der Jerusalemer Hadassa-Klinik am Freitagmorgen bekannt gab. Der Druck im Gehirn sei konstant, so dass zunächst keine weitere Operation notwendig sei, sagte Schlomo Mor-Jossef. "Das ist ein gutes Zeichen."

Viel Zuspruch für "Kadima"

Scharon befinde sich nach wie vor in einem künstlichen Koma und werde beatmet. Am Samstag wollen die Ärzte frühestens beginnen, den Ministerpräsidenten aufzuwecken.

Es habe sich über Nacht keine Veränderung eingestellt, sagte der stellvertretende Direktor, Schmuel Schapira, im Militärradio. "Dies ist ein Stadium, das eine Menge Geduld erfordert", sagte der Arzt. "Wir rechnen nicht damit, dass sich bald etwas dramatisch ändert."

Obwohl es völlig unklar ist, ob Scharon jemals wieder Politik machen kann, ist seine neu gegründete Partei "Kadima" unverändert stark in der Wählergunst.

Die israelische Tageszeitung Haaretz veröffentlichte am Freitag eine Meinungsumfrage, wonach Kadima auch mit anderen Politikern an der Spitze etwa 40 der 120 Sitze in der Knesset bekommen könnte. Die Welle der Sympathie für Scharon in Israel könne das Ergebnis aber beeinflusst haben. In Israel sind für Ende März vorgezogenen Parlamentswahlen geplant.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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