Watergate-Affäre:Gestatten, Deep Throat

Mehr als drei Jahrzehnte lang war es eines der bestgehüteten Geheimnisse der US-Geschichte, nun ist es gelüftet. "Deep Throat" - jener anonyme Informant, dessen Enthüllungen den Watergate-Skandal auslösten und zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon führten - hat einen Namen bekommen.

Eines der bestgehüteten Geheimnisse der US-Geschichte ist gelüftet: Die damalige Nummer zwei der Bundespolizei FBI, Mark Felt (91), war nach eigenen Angaben "Deep Throat" - der Informant, der den Watergate-Skandal ins Rollen und damit Präsident Richard Nixon 1974 zu Fall brachte.

Mark Felt

Tochter Joan bekniete Felt, sich öffentlich zu äußern.

(Foto: Foto: AP)

Das berichtete die Zeitschrift Vanity Fair. "Ich bin der Typ, den sie Deep Throat nannten", sagte Felt der Zeitschrift. Er lebt heute mit seiner Tochter Joan in Santa Rosa in Kalifornien. Die Familie habe alte Fotos für den Artikel zur Verfügung gestellt, der in der neuen Ausgabe am 8. Juni veröffentlicht werde.

Nach einer Erklärung des Journalisten Bob Woodward, der gemeinsam mit Carl Bernstein damals den Skandal enthüllte, bestätigte nun auch die Washington Post auf ihrer Internetseite, dass Felt "Deep Thorat" war. Beide Journalisten hatten zunächst betont, sie hätten versprochen, erst nach dem Tod der Person zu reden. Der Name Felt war in den vergangenen 30 Jahren immer wieder gefallen.

"Ich habe nur meine Pflicht getan"

Nach Angaben von Vanity Fair erfuhr die Famile vor drei Jahren von engen Freunden Felts, dass sich der ehemalige FBI-Chef schon 1987 oder 1988 über seine Rolle offenbart hatte. Die Tochter habe ihren Vater dann bekniet, sich auch öffentlich zu äußern. Felt sei aber entschlossen gewesen, das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.

Beim Anschauen eines Dokumentarfilms über den Skandal fragte die Tochter ihren Vater später: "Glaubst Du, dass 'Deep Throat' Nixon zu Fall bringen wollte?" Felt habe darauf geantwortet: "Nein, ich wollte ihn nicht stürzen, ich habe nur meine Pflicht getan."

Nach Angaben der Zeitschrift gab der inzwischen 91-jährige Felt seinen Widerstand erst auf, als die Familie darauf verwies, dass mit der Veröffentlichung Geld gemacht werden könnte, um die Schulden zu bezahlen, die durch die Bezahlung der Schulausbildung der Enkel entstanden seien.

Die Watergate-Affäre begann mit einem unscheinbaren Einbruch im Gebäudekomplex Watergate in Washington, wo die demokratische Partei ihr Hauptquartier hatte. Die Einbrecher wollten ein Abhörmikrofon austauschen, wurden dabei aber festgenommen. Einer der Festgenommenen hatte Verbindungen zur republikanischen Partei von Nixon, was Spekulationen über einen Polit-Skandal anheizte.

Das Weiße Haus stritt zunächst jede Kenntnis ab, doch brachten Woodward und Bernstein immer neue schmutzige Tricks ans Licht, die im Weißen Haus und wohl mit Wissen von Nixon ausgeheckt worden waren. Sie beriefen sich dabei stets auf "Deep Throat". Zunächst wurden mehrere Berater Nixons wegen Behinderung der Justiz verurteilt. Belastendes Tonbandmaterial aus dem Weißen Haus besiegelte schließlich auch das Schicksal von Nixon. Er trat am 9. August 1974 zurück.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: