Warenhäuser:Kaufhof geht an Kanadier, Karstadt in Bedrängnis

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Nach dem 2,8-Milliarden-Euro-Geschäft zerschlagen sich die Pläne, die beiden deutschen Warenhauskonzerne zu einer Holding zusammenzuschließen.

Von Caspar Busse, München

Kaufhof, der größte deutsche Warenhauskonzern, wird künftig einen Eigentümer aus Kanada haben. Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender des Mutterunternehmens Metro, teilte am Montag mit, dass der Einzelhandelskonzern Hudson's Bay den Zuschlag für Kaufhof erhalten habe. Der Kaufpreis liegt bei 2,825 Milliarden Euro und umfasst das Warenhausgeschäft sowie etwa 60 der 140 Kaufhof-Immobilien, die derzeit noch in Besitz von Metro sind. Kaufhof beschäftigt rund 21 000 Mitarbeiter und machte zuletzt einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro. Hudson's Bay betreibt 300 Warenhäuser in Nordamerika, darunter auch das bekannte Luxuskaufhaus Saks Fifth Avenue.

Die Kanadier setzten sich damit gegen den österreichischen Investor René Benko durch. Er hatte im vergangenen Jahr von Nicolas Berggruen bereits den angeschlagenen Konkurrenten Karstadt erworben und wollte nun beide Unternehmen zusammenführen. Eine gemeinsame Deutsche Warenhaus AG könne sich erfolgreich im schwierigen Einzelhandel in Deutschland behaupten, glaubte Benko. Nun dürfte Karstadt mit derzeit noch 16 000 Mitarbeitern weiter in Bedrängnis geraten. Zum einen kämpft das Unternehmen ohnehin mit Verlusten und schwachen Umsätzen. Zum anderen könnte Kaufhof mit einem neuen Eigentümer zu einer starken Konkurrenz werden. Hudson's-Bay-Chef Richard Baker versicherte, er plane bei Kaufhof keine Stellenstreichungen, sondern werde investieren. Standorte und Mitarbeiter erhalten eine Bestandsgarantie über drei Jahre.

Benko war enttäuscht, dass er leer ausgegangen ist. "Wir haben uns drei Jahre lang auf die Verwirklichung der Deutschen Warenhaus Holding intensiv und gewissenhaft vorbereitet, um die beiden deutschen Traditionsmarken Kaufhof und Karstadt gemeinsam in eine gute Zukunft zu führen", teilte sein Unternehmen mit. Eine "historische Chance" sei vertan. "Der Verkäufer Metro hat sich anders entschieden, und wir müssen diese Entscheidung akzeptieren", hieß es. Benko will sich nun auf Karstadt konzentrieren.

Der deutsche Einzelhandelsmarkt gilt als einer schwierigsten überhaupt. Die deutschen Kunden sind anspruchsvoll und preisbewusst zugleich, die Konkurrenz groß. Vor mehreren Jahren war sogar der US-Konzern Walmart, der größte Einzelhändler der Welt, gescheitert und musste sich wieder zurückziehen. Hudson's-Bay-Chef Baker betonte, die Kanadier hätten jede Filiale besucht und sich mit dem deutschen und europäischen Markt vertraut gemacht. Sie wollen das Online- und Filialgeschäft besser verbinden und die Position von Kaufhof als Nummer eins in Deutschland ausbauen.

Die Geschichte von Kaufhof geht bis in das Jahr 1879 zurück, als der junge Kaufmann Leonhard Tietz ein kleines Textilgeschäft in Stralsund gründete. Seit 1996 gehört das Unternehmen zu Metro. Metro-Chef Koch will mit dem Erlös das Geschäft im Internet und mit Großmärkten ausbauen. Der Konzern hat weltweit 250 000 Mitarbeiter bei rund 63 Milliarden Euro Umsatz.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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