Wahlplakate:Wollen. Machen. Können?

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Die Grünen und die Linke präsentieren die Postermotive für ihre Wahlkampagne. Um was es dabei vor allem geht? Um Frische, knallige Farben und Photoshop.

Von Stefan Braun und Jakob Schulz

(Foto: Soeren Stache/dpa)

"Magenta auf Grün - das knallt am stärksten". Kürzer lässt sich die Farbwahl der Grünen nicht erklären. Sie wollen es krachen lassen; allen soll diese Kampagne ins Auge fallen. Dass das bitter nötig ist, wissen die Grünen. Noch immer sind sie nicht da, wo sie sein möchten: bei zehn Prozent plus in den Umfragen.

Immerhin aber liegen sie nicht mehr hinter den anderen Kleinen; ausgerechnet an dem Tag, an dem sie die erste von drei Wellen ihrer Plakatkampagne vorstellen, rangieren FDP und Linke, AfD und Grüne alle bei acht Prozentpunkten. Was Cem Özdemir die Vorlage liefert für den Satz: Der Kampf um Platz drei ist ganz neu eröffnet.

Die Plakate sind indes keine Provokation. Sie werden keinen Streit auslösen. Kampf sieht anders aus, könnte man auch sagen. Doch die Grünen haben sich für grüne Selbstverständlichkeiten entschieden; die Wiederholung soll ihnen beim Wähler helfen. Beinahe wertfrei heißt es auf dem ersten Plakat: "Zukunft kann man wollen. Oder machen." Einen Hauch programmatischer wird es mit "Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts." Und als nachgerade "forsch" muss so wohl der Satz gelten: "Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima." Über diese Kampagne sagt das alles. Stefan Braun

Frisch? Eher zahm

(Foto: Gregor Fischer/dpa)

Ein echter Politikwechsel soll es sein, ein Ende des "Weiter so", mit diesem Versprechen zieht die Linke in den Bundestagswahlkampf. Im Berliner Karl-Liebknecht-Haus präsentiert Spitzenkandidat Dietmar Bartsch die Kampagne der Partei. "Wir wollen Angela Merkel als Kanzlerin ablösen", wettert er. Warum? "Damit alle gut und gerne in Deutschland leben können", sagt Wahlkampfleiter Matthias Höhn. Ob Sahra Wagenknecht diesen Verweis auf den Wahlslogan der Union goutiert hätte, bleibt unklar, die Spitzenkandidatin ist nicht erschienen.

Im Fokus der Wahlplakate stehen zum einen die Köpfe von Fraktions- und Parteispitze. "Photoshop bringt zehn Jahre", lobt Bartsch die Arbeit der Bildbearbeitung. Auf einem Großplakat werden die Zeilen "Keine Lust auf Weiter so" durch Schwärzungen zu "Lust auf Die Linke". Ob damit die vom Wahlkampfleiter versprochene "Frische" der Kampagne gemeint ist? Ansonsten geht es auf den Plakaten um zentrale Anliegen der Linken: soziale Gerechtigkeit, bezahlbares Wohnen, Abrüstung. Zweistellig sollte das Wahlergebnis schon werden, sagt Bartsch. Angesichts dessen, dass Linke, Grüne, Liberale und AfD in Umfragen gleichauf liegen, wirkt die Wahlkampagne der Linken aber weniger frisch als ziemlich zahm. Jakob Schulz

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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