Wahlkampf:Union auf Themensuche

Die CDU will die Kanzlerin stellen - ohne Begründung.

Von Christoph Hickmann

Unter Wahlkämpfern gilt es als Binsenweisheit, dass man für Bilanzen allein, und seien sie noch so strahlend, nicht wiedergewählt wird. Die Leistungen der Vergangenheit sind zwar eine notwendige Voraussetzung für den Erfolg, zählen aber am Ende weniger als die Frage, ob die Wähler einem für die Zukunft noch etwas zutrauen. So gesehen, haben die Union und die Kanzlerin derzeit gleich ein doppeltes Problem.

Bislang scheint ja nicht einmal Angela Merkel selbst eine Idee zu haben, warum sie eine weitere Amtszeit anstreben sollte. Wie blank die Union hier dasteht, wird besonders deutlich, seit der SPD-Erwecker Martin Schulz vor einer Woche einen ersten Ausflug ins Konkrete gewagt und Korrekturen an der Agenda 2010 angekündigt hat. Seither fallen Vertreter von CDU und CSU über ihn her, als hätte er versprochen, die Weltrevolution im Grundgesetz zu verankern. Statt Lösungen für die nächsten Jahre anzubieten, verteidigt die Union mit Zähnen und Klauen die Details eines knapp eineinhalb Jahrzehnte alten Reformprojekts - eines sozialdemokratischen, wohlgemerkt.

Noch sind es sieben Monate bis zur Wahl. Das ist, gerade in diesen Zeiten, politisch eine halbe Ewigkeit und somit genügend Zeit, um Themen und Thesen zu finden. Nur welche? Mit der Erhöhung des Wehretats, für die sich Merkel an diesem Wochenende ausgesprochen hat, dürfte man diese Wahl eher nicht gewinnen.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: