Wahlkampf in Iran:"Nutzt diese Gelegenheit"

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Wahlkampf in Iran: Der frühere Präsident Chatami hat die Regierung Ahmadinedschad scharf kritisiert - und eine Wahlempfehlung für den Gegenkandidaten abgegeben.

Der iranische Reformpolitiker und frühere Staatschef Mohammed Chatami hat eine Wahlempfehlung für den gemäßigten Präsidentschaftsbewerber Mir Hossein Mussawi abgegeben. "Verpasst diese Gelegenheit nicht", sagte Chatami am Samstag bei einer Kundgebung im Teheraner Asadi-Stadion vor tausenden jungen Menschen.

Irans Ex-Präsident, der Reformer Mohammed Chatami, bei einer Wahlkampfveranstaltung (Foto: Foto: dpa)

Indem Ihr den Namen von Mir Hossein Mussawi auf den Wahlzettel schreibt, erfüllt Ihre Eure Pflicht gegenüber der Revolution und dem Islam und entscheidet über Euer Schicksal", sagte der Reformer, der von 1997 bis 2005 iranischer Präsident war. Die Unterstützungskundgebung für Mussawi fand auf den Tag genau zwölf Jahre nach Chatamis Sieg bei der Präsidentschaftswahl statt.

Chatami übte Kritik an der derzeitigen Regierung. "Ich weiß, dass die Beschränkungen der Freiheit zugenommen haben", sagte er. Durch erhöhte Einflussnahme im Wahlkampf solle verhindert werden, "dass der Wille der Menschen Gestalt annimmt". Das Volk könne damit jedoch umgehen, weil es "erfahren und wach" sei.

Chatami warnte angesichts der unnachgiebigen Haltung des ultrakonservativen Staatschefs Mahmud Ahmadinedschad im Streit um das iranische Atomprogramm vor einer Politik, "die den Iran isoliert und ihm noch mehr Druck beschert".

Präsident Ahmadinedschad schoss am Samstag zurück und griff seinen Vorgänger scharf an. Er warf Chatami vor, mit Zugeständnissen an den Westen die iranische Nation in beispielloser Weise gedemütigt zu haben. Er bezog sich dabei auf einer Pressekonferenz mit iranischen Journalisten unter anderem auf die Aussetzung des Programms zur Urananreicherung im Jahr 2003. Chatami wollte damals mit diesem Schritt Befürchtungen des Westens entgegentreten, der Iran entwickle insgeheim Atomwaffen.

Ahmadinedschad nahm nach seiner Wahl im Jahr 2005 die Arbeiten zur Urananreicherung wieder auf. Damit habe er das Prestige des Landes gestärkt, erklärte Ahmadinedschad laut der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA.

Der Hardliner Ahmadinedschad strebt bei der Präsidentenwahl am 12. Juni die Wiederwahl an. Der Wahlkampf war am Freitag offiziell eröffnet worden.

Mussawi gilt als aussichtsreichster Herausforderer von Ahmadinedschad. Er lehnt dessen antisemitische Äußerungen zum Holocaust ab. In der Atomfrage vertritt er die offizielle Linie, wonach der Iran sein Programm auch in Zukunft fortführen soll.

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