Wahlkampf in Frankreich:Die Hitze der Hetze

Es geht nicht nur um die Spitzenkandidatur bei Frankreichs Republikanern, sondern um die Seele der Nation.

Von Christian Wernicke

Längst geht es um mehr als nur darum, wer das Rennen um die Spitzenkandidatur von Frankreichs Republikanern für die Wahl 2017 gewinnt. Um viel mehr. Das Duell zwischen Nicolas Sarkozy, dem Ex-Präsidenten, und Alain Juppé, dem Ex-Premier, wächst sich zum Kulturkampf aus. Die beiden ringen nicht nur um den Kurs von Frankreichs bürgerlicher Oppositionspartei. Auf dem Spiel steht die Seele der Nation.

Sarkozy, der Wiederkehrer, glaubt, er könne als eine Art "Le Pen Light" zurück an die Macht gelangen. Schamlos plündert er das Programm des xenophoben, euro-feindlichen Front National aus. Der Konservative spielt mit der Angst und mit dem Feuer (weil er so die Rechtsextremen hoffähiger denn je macht). Alain Juppé hingegen, Technokrat und politischer Kaltblüter, verabscheut die Hitze der Hetze: "Beruhigen, vereinen, reformieren" lautet seine Trias. Mit klaren Worten lehnt Juppé rechts-reaktionäre Versuchungen wie Sonderlager für nicht verurteilte Verdächtige ab.

Das ist mutig - aber zahlt es sich auch aus an den Urnen? Die Vorwahl der Republikaner im November wird zum großen Test. Obsiegen Furcht und Pessimismus - oder der Glaube, die Nation mit Zuversicht und Reformen aus der Krise führen zu können? In drei Monaten fällt die Entscheidung. Der Gewinner vom November dürfte auch derjenige sein, der im Mai bei der Präsidentschaftswahl triumphiert.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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