Wahlkampf:"Angie" ärgert die Rolling Stones

Lesezeit: 1 min

So ein bisschen Rock steht Angela Merkel vielleicht ganz gut zu Gesicht - denken offenbar die CDU-Strategen und lassen im Wahlkampf den Rolling Stones-Hit "Angie" über die Boxen laufen. Doch die britischen Alt-Rocker sind davon gar nicht begeistert.

Das Lied erklang erstmals auf einer Wahlkampfveranstaltung in Dresden. Als die britischen Altrocker davon hörten, waren sie allerdings gar nicht angetan von dem Versuch der CDU, mit ihrer Musik Stimmung für die Kanzlerkandidatin zu machen.

Angie Merkel - Zeit, goodbye zu sagen? (Foto: Foto: Reuters)

"Wir sind überrascht, dass uns niemand gefragt hat. Wir hätten Nein gesagt", ließ das Stones-Management in der britischen Zeitung Observer verlauten.

CDU: Alles korrekt gelaufen

In der CDU dagegen sei man sich keiner Schuld bewusst, berichtete das Blatt. Man hätte bei der Gema, der "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte", nach den Rechten gefragt und alles sei korrekt.

Das Problem dabei, die Gema ist gar nicht zuständig. Eine Gema-Sprecherin erklärte, dass bei dieser Art der Musikverwendung bei Wahlkampfveranstaltungen mit dem Inhaber der Rechte in Deutschland zu reden sei, nicht mit der Gema.

Für "Angie" ist der Essex-Musikvertrieb zuständig. Die sind allerdings nicht informiert wurden. Dazu, wie genau der Verlag reagieren werde - und ob der Partei mögliche Geld-Nachforderungen ins Haus stehen, wollte sich der Musikverlag zunächst nicht äußern. Die CDU werde aber bald Post von Essex bekommen.

Alle Träume lösen sich in Rauch auf

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die CDU-Verantwortlichen auch mal genau auf den Liedtext geschaut hätten.

"All the dreams we held so close, seems to all go up in smoke" - "Alle Träume, die wir so festgehalten haben, scheinen sich in Rauch aufzulösen, heißt es da."

Oder: "Angie, ist es nicht Zeit, goodbye zu sagen?"

Die CDU ist nicht die erste Partei, die einen Wahlkampfsong für ihre Zwecke nutzt, ohne zu fragen. In diesem Jahr benutzte beispielsweise Tony Blairs Labour-Partei den U2-Song "Beautiful day" für ihre Zwecke ohne Wissen der Band.

Und Frau Merkel kann froh sein, dass ihre Leute keinen Song der Band Massive Attack gewählt hatten. Als die britischen Konservativen das Lied "Man next door" für ihren Wahlkampf im Jahr 2000 benutzten, antwortete die Band mit den Worten: "Wie können die es wagen unsere Musik zu verwenden, um ihren Bullshit zu promoten?"

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: