Wahlen auf dem CDU-Parteitag:Debakel für Rüttgers

Lesezeit: 2 min

Die CDU-Basis hat bei der Wahl ihrer Führungsspitze klar differenziert: Angela Merkel war die Beste, ihre Stellvertreter kamen nicht so gut weg, vor allem der unbotmäßige Jürgen Rüttgers nicht.

Auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden bestätigten am Montag 871 von 949 Delegierten Merkel in ihrem Amt. Das entspricht 93 Prozent Zustimmung.

Angela Merkel und Ronald Pofalla konnten mit ihren Wahlergebnissen zufrieden sein. (Foto: Foto: Reuters)

Mit den Worten "Ja, ich nehme die Wahl an" präsentierte sich eine sichtbar erleichterte Parteivorsitzende den Delegierten. Das sehr gute Ergebnis hatte für die 52-Jährige diesmal besondere Bedeutung, weil es ihre erste Wahl nach der Übernahme des Kanzleramts vor einem Jahr war.

Vor zwei Jahren hatte Merkel nur 88,4 Prozent Ja-Stimmen erhalten, was auch als Folge des langen Streit zwischen CDU und CSU über die Gesundheitsreform angesehen wurde.

Ebenfalls wiedergewählt wurde Generalsekretär Ronald Pofalla, der 80,8 Prozent der Stimmen erhielt. Damit schnitt er zwar deutlich schlechter ab als bei seiner ersten Wahl vor knapp einem Jahr, als er 97,4 Prozent erhalten hatte.

Allerdings war in der Partei zwischenzeitlich sogar mit einem deutlich schlechteren Ergebnis für Pofalla gerechnet worden, weil ihm vor allem in der Auseinandersetzung mit der SPD zu wenig Biss vorgeworfen worden war.

In seinem Rechenschaftsbericht hatte Pofalla gesagt, Er sei kein Generalsekretär, der nur auf "Haudrauf und Krawall" aus sei, erklärte Pofalla. "Nur auf die anderen einkloppen, das ist der Stil von gestern."

Schavan erzielt bestes Stellvertreter-Ergebnis

Überraschungen gab es bei der Wahl der vier stellvertretenden Vorsitzenden, die alle unter der 80-Prozent-Marke blieben. Das beste Ergebnis der Vize-Chefs erhielt Annette Schavan mit 78,5 Prozent. Damit ließ sie die drei Ministerpräsidenten Roland Koch, Christian Wulff vor allem Jürgen Rüttgers klar hinter sich.

Koch erhielt bei seiner ersten Wahl als CDU-Vize 68,2 Prozent. Christian Wulff erhielt nur noch 66,7 Prozent Ja-Stimmen. Vor zwei Jahren waren es noch 20 Prozentpunkte mehr gewesen. Regelrecht abgestraft wurde NRW-Landeschef Jürgen Rüttgers, der nur 57,7 Prozent bekam.

Damit signalisierte die Parteibasis ihren Unmut über die Unruhe, für die Rüttgers mit seinem Plädoyer für einen sozialeren Kurs der Partei gesorgt hatte. "Sie können sich denken, dass mir das Ergebnis nicht so toll gefällt", sagte er. Er nehme die Wahl dennoch an und wolle weiter für seinen Kurs kämpfen. "Ich habe noch nicht alle überzeugt."

Zum neuen Schatzmeister wurde mit 96,46 Prozent der Stimmen der 41 Jahre alte Bundestagsabgeordnete Eckart von Klaeden gewählt. Von Klaeden ist Nachfolger des Hamburger CDU-Politikers Wolfgang Peiner, der sich nicht mehr zur Wahl stellte.

Schönbohm durchgefallen

Ins Parteipräsidium gewählt wurden Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble , Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, Familienministerin Ursula von der Leyen, die Staatsministerin im Kanzleramt, Hildegard Müller, der Berliner Fraktionschef Friedbert Pflüger und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer.

Nicht mehr gewählt wurde der brandenburgische Landesvorsitzende Jörg Schönbohm.

Alle Wahlergebnisse (Stimmen in Prozent 2006/2004)

Parteivorsitzende Angela Merkel 93,06 88,41

Generalsekretär Ronald Pofalla 81,67 (neu)

Stellvertretende Vorsitzende Annette Schavan 78,46 78,54 Roland Koch 68,19 (neu) Christian Wulff 66,67 86,88 Jürgen Rüttgers 57,72 79,27

Schatzmeister Eckart von Klaeden 96,46 (neu)

Präsidium Wolfgang Schäuble 89,93 88,39 Karl-Josef Laumann 72,62 83,83 Dieter Althaus 74,13 (vorher Vorstand) Ursula von der Leyen 71,19 94,06 Hildegard Müller 61,36 73,06 Friedbert Pflüger 57,25 (neu) Maria Böhmer 54,89 (vorher Vorstand)

Bundesvorstand Franz Josef Jung 93,61 Angelika Volquartz 89,60 Christian Baldauf 88,95 Arnold Vaatz 88,19 Dagmar Schipanski 88,08 Jürgen Seidel 85,05 Godelieve Quisthoud-Rowohl 84,83 Karin Wolff 83,10 Elmar Brok 82,56 Hendrik Wüst 80,93 Otto Wulff 80,82 Michael Fuchs 79,31 Tanja Gönner 79,09 Erika Steinbach 79,09 Regina von Dinther 78,87 Peter Jacoby 78,66 Ursula Heinen 77,68 Maria Michalk 77,03 Matthias Wissmann 76,32 Emine Demirbürken-Wegner 76,38 Katherina Reiche 74,54 Ingrid Sehrbrock 74,21 Regina Görner 72,59 Gerald Weiß 67,82 Eva-Maria Wybrands 66,09 Andreas Renner 64,68

© sueddeutsche.de/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: