Wahl-Nachrichten:Kalifornien kippt Homo-Ehe

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In Florida und Arizona kippten Bürger die Homo-Ehe. Und allein in einer einzigen Klinik wurden sechs Babys nach Barack Obama benannt.Nachrichten rund um die Wahl

Voreiliger Gratulant

Er wollte besonders schnell gratulieren, dabei unterlief ihm ein peinlicher Schreibfehler: Der französische Präsident Nicolas Sarkozy habe seinen Glückwunsch an "Barak" statt an "Barack" Obama adressiert, berichtete die Internetseite mediapart.fr. Das einseitige Schreiben ist gedruckt, doch Sarkozy fügte handschriftlich hinzu "Lieber Barak" und "freundschaftliche Grüße".

Hauptstadt ohne Stimme

Die Einwohner von Washington D.C. werden auch im nächsten Kongress weder einen Abgeordneten noch Senatoren haben. Der District of Columbia hat nicht den Status eines Bundesstaats, und daher auch keinen Politiker, der seine Einwohner auf Bundesebene vertritt. Das hat historische Gründe: Als im Jahr 1800 Regierung und Parlament von Philadelphia in die neugegründete Hauptstadt Washington kamen, wollte die politische Klasse nicht durch aufgebrachte Wähler gestört werden. Immerhin dürfen die Bewohner Washingtons seit 1961 an Präsidentschaftswahlen teilnehmen und drei Wahlmänner bestimmen. Traditionell ist die Hauptstadt eine Hochburg der Demokraten. Dieses Mal entschieden sich 93 Prozent für Barack Obama - sein bundesweit bestes Ergebnis.

Homo-Ehe abgelehnt

Befürworter der Homo-Ehe haben bei den US-Wahlen eine schwere Niederlage einstecken müssen. In Florida und Arizona stimmten die Wähler am Dienstag bei Referenden für einen Verfassungszusatz, der eine Ehe nur als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert. In Kalifornien stimmten die Bürger darüber ab, ob ein Verfassungszusatz wieder gestrichen werden soll, der seit einigen Monaten gleichgeschlechtliche Ehe gestattete. Befürworter eines Verbots erklärten ihr Lager am frühen Mittwochmorgen bereits zum Sieger. Nach Auszählung von 86 Prozent der Stimmen aus den Wahllokalen lagen sie mit 52 Prozent in Führung, ein Vorsprung von 334000 Stimmen. Die Auszählung von bis zu drei Millionen Briefwahlstimmen stand noch aus.

Niederlage für Abtreibungsgegner

Abtreibungsgegner erlitten gleich bei Volksabstimmungen in drei US-Bundesstaaten eine Niederlage. In South Dakota lehnten die Wähler per Volksabstimmung eine Neuregelung ab, die den Schwangerschaftsabbruch nur in Fällen von Vergewaltigung, Inzest und bei akuter Lebensgefahr der Mutter zugelassen hätte. In Colorado scheiterte ein noch weitgehender Entwurf, der das Lebensrecht vom Moment der Befruchtung an definiert hätte. Die Annahme dieses Referendums hätte jede Abtreibung gesetzeswidrig gemacht. In Kalifornien platzte eine Initiative, wonach minderjährige Mädchen ihre Eltern über den bevorstehenden Eingriff hätten informieren müssen.

Sterbehilfe in Washington erlaubt

Unheilbar kranke Menschen im US-Bundesstaat Washington an der Pazifikküste können künftig von Ärzten Sterbehilfe erhalten. Dafür stimmten 58 Prozent der Wähler bei einem Referendum. Damit ist Washington nach Oregon der zweite US-Bundesstaat, der die Sterbehilfe billigt. Todkranke, die nur noch maximal sechs Monate zu leben haben, werden künftig mit ärztlich verschriebenen Medikamenten und unter Aufsicht eines Arztes sterben dürfen. Embryos für Forschungszwecke Die umstrittene Forschung mit embryonalen Stammzellen ist im US-Staat Michigan nach einer Volksabstimmung leichter geworden. Erstmals dürfen jetzt Embryonen aus Fortpflanzungskliniken, die von Paaren verworfen und somit in den Sondermüll wandern würden, für Forschungszwecke benutzt werden.

Besitz von Marihuana straffrei

Marihuana-Freunde feierten in zwei US-Bundesstaaten einen Sieg. Erwachsene Bürger in Massachusetts, die bis zu 28 Gramm der Droge besitzen, müssen sich nicht mehr vor einer strafrechtlichen Verfolgung fürchten. Künftig gibt es nur noch geringe Bußgelder. In Michigan wurde die Verwendung von Marihuana für medizinische Zwecke gebilligt.

Klarer Vorsprung

Barack Obama hat nicht nur seinen republikanischen Gegner John McCain geschlagen, sondern auch seinen Vorgänger George W. Bush - zumindest was die Anzahl der Wahlmännerstimmen betrifft: Der Demokrat Obama bekam nach Auszählung fast aller Einzelstaaten 349 Stimmen, Bush vor vier Jahren nur 286. Für einen Sieg sind die Stimmen von 270 Wahlmännern nötig. In der amerikanischen Geschichte gab es einige Präsidenten, die bei ihrer Wahl noch deutlich mehr Stimmen für sich gewinnen konnten. So erreichte 1936 Franklin Delano Roosevelt 523 Wahlmännerstimmen, sein Gegner Alf Landon erhielt nur acht. Auch Richard Nixon besiegte George McGovern 1972 deutlich mit 520 zu 17 Stimmen. Dieses Ergebnis toppte danach nur noch Ronald Reagan, der 1984 gegen Walter Mondale mit 525 zu 13 Stimmen ins Weiße Haus einzog.

Wahlkampf bis zuletzt

Obamas Wahlkampfteam hat bis zur letzten Minute nicht lockergelassen. Noch um halb neun Uhr abends, als die Wahllokale an der Ostküste längst geschlossen waren, schickte es E-Mails an Millionen Unterstützer und bat sie in flehentlichem Ton darum, unentschlossene Wähler in New Mexiko und Colorado anzurufen. Und in der Mail, mit der Obama nachts noch seinen Unterstützern dankte, bat Obama schon wieder um Spenden.

Präsident als Namensgeber

Unmittelbar nach dem historischen Sieg von Barack Obama sind in Sierra Leone sechs Babys nach dem ersten schwarzen US-Präsidenten benannt worden. Nach Angaben von Ärzten der Frauenklinik in der Hauptstadt Freetown bekamen am Mittwochmorgen gleich sechs neugeborene Jungen den Vornamen Barack. "Das ist ein historisches Ereignis, nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für die Welt", sagte eine der Mütter. Nach dem Willen einiger Fußballfans soll künftig auch die Nationalmannschaft des westafrikanischen Landes Obamas Namen tragen: Bei den Radiosendern riefen am Mittwoch zahlreiche Hörer an und forderten eine Umbenennung der Mannschaft von "Shooting Stars" in "Obama Stars".

© SZ vom 6.11.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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