Waffenrecht in Deutschland:Wo Feiglinge feuern

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In Japan gelten Schusswaffen als Kampfmittel für Feiglinge, in den USA pochen die Waffenliebhaber auf den zweiten Zusatzartikel zur Verfassung: ein Blick auf die verschiedenen Vorschriften und Erfahrungen im Ausland.

Martin Kotynek

Wenn Waffengesetze verschärft werden, hat das meist einen traurigen Anlass. In Großbritannien war es der Amoklauf eines ehemaligen Pfadfinderleiters, der dazu führte, dass der private Besitz von Pistolen und Revolvern in Schottland, England und Wales seit 1998 verboten ist. Der 43-Jährige hatte im schottischen Dunblane 16 Kinder in einer Grundschule erschossen - seine Pistolen und Revolver hatte er legal erworben. Seitdem hat Großbritannien eines der strengsten Waffengesetze der Welt.

Während in den USA 70 Prozent aller Morde mit Schusswaffen verübt werden, spielen diese in Japans und Malaysias Kriminalitätsstatistik keine Rolle. (Foto: Foto: Getty)

Ähnliche Überlegungen gibt es auch in Finnland. Im vergangenen September hat dort ein 22-Jähriger in einer Schule in Kauhajoki zehn Menschen erschossen. Auch er hatte seine Pistole legal erworben, denn vor seiner Tat war es in Finnland reine Formsache, einen Waffenschein zu erhalten. In dem Land befinden sich etwa 1,6 Millionen Schusswaffen im Besitz von Privatpersonen. Damit liegt Finnland bei der Bewaffnung seiner Bürger laut dem Small Arms Survey gemessen an der Einwohnerzahl nach den USA und dem Jemen weltweit an dritter Stelle.

Einem Gesetzesvorschlag von Anfang März zufolge soll in Finnland künftig nur noch eine Waffe kaufen dürfen, wer mindestens 20 Jahre alt ist, zwei Jahre lang Mitglied in einem Sportschützenverein war und ein Gutachten seiner Ausbilder vorlegen kann. Wegen der großen Bedeutung der Jagd - ein Achtel der Bevölkerung hat einen Jagdschein - gibt es jedoch Ausnahmen für Jagdwaffen. Weiterhin soll es auch 15-Jährigen möglich sein, eine Jagdwaffe zu benutzen.

Im weltweiten Vergleich am stärksten bewaffnet ist die Bevölkerung der USA: Auf 100 Amerikaner kommen 90 Schusswaffen. Der zweite Zusatzartikel zur Verfassung garantiert den Bürgern das Recht, Schusswaffen zu besitzen. Versuche, dieses Recht einzuschränken, scheiterten immer wieder. In den Bundesgesetzen gibt es nur wenige Ausnahmen vom Grundrecht, Waffen zu tragen - für verurteilte Verbrecher, Menschen mit geistiger Behinderung oder illegal Eingewanderte. Sie dürfen keine Waffe besitzen.

In den meisten Bundesstaaten ist es erlaubt, Schusswaffen offen sichtbar zu tragen. Die Staaten unterscheiden sich hingegen in der Frage, wer Waffen verdeckt führen, sie also unter der Kleidung oder im Gepäck verbergen darf. In Wisconsin ist es beispielsweise erlaubt, Waffen sichtbar zu tragen, das versteckte Befördern ist aber verboten. Die restlichen Staaten lassen sich in zwei Kategorien einteilen: In sogenannten shall-issue-Staaten, wie Florida, ist die Erlaubnis reine Formsache. In den may-issue-Staaten, wie etwa Kalifornien, liegt es hingegen im Ermessen des Sheriffs oder der lokalen Polizei, eine Erlaubnis zu erteilen. So ist es in New York City schwieriger als in Alaska, die Erlaubnis zu erlangen, eine Waffe verdeckt tragen zu dürfen.

Jagdwaffen in Japan

Während in den USA beinahe 70 Prozent aller Morde mit Schusswaffen verübt werden, spielen diese Waffen in Japans Kriminalitätsstatistik kaum eine Rolle. In dem Land gilt nach Malaysia das weltweit zweitstrengste Waffengesetz. Der Besitz einer Schusswaffe ist Privatpersonen in Japan grundsätzlich verboten.

Davon ausgenommen sind Jagdwaffen, doch ist es sehr aufwendig, eine Lizenz zu erhalten. Schusswaffen spielen auch in der japanischen Kultur nur eine untergeordnete Rolle. Für die Samurai waren Feuerwaffen Kampfmittel für Feiglinge. Die Polizei wurde erst 1946 bewaffnet, noch heute erhalten Polizisten weitaus mehr Unterricht in Kampfsportarten als im Schießen.

Ob strengere Waffengesetze zu weniger Morden mit Schusswaffen führen, ist umstritten. Neueste Zahlen aus Brasilien sprechen dafür: Vor sechs Jahren starben dort so viele Menschen an Schussverletzungen wie nirgendwo sonst auf der Welt. Seitdem die Gesetze reformiert, ein zentrales Waffenregister eingeführt und die Polizeiarbeit verbessert wurden, sinken die Opferzahlen kontinuierlich.

© SZ vom 25.03.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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