Vorwürfe gegen US-Regierung:Ausländer vor Abschiebung angeblich betäubt

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Die US-Regierung soll Hunderten Ausländern vor ihrer Abschiebung gegen ihren Willen Psychopharmaka verabreicht haben. Wie es heißt, wollte man sie so ruhigstellen.

Schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung: Ohne jeglichen medizinischen Grund seien Hunderte Ausländer in den USA mit einer Mischung von Psychopharmaka betäubt worden, berichtet die Washington Post. Die Zeitung beruft sich auf ärztliche Unterlagen, interne Dokumente und Interviews mit betroffenen Personen.

Der "pre-flight Cocktail", wie die Mixtur in einem der Dokumente bezeichnet wird, hätte eine solch starke Wirkung gehabt, dass die Wachmänner die Menschen nur mit Rollstühlen in die Flugzeuge schaffen konnten. "Schwankender Gang. Fiel auf die Rollbahn", heißt es laut Washington Post in einer Anmerkung über die Abschiebung einer 38-jährigen Frau nach Costa Rica im Frühjahr 2005.

Ein weiterer Ausländer wurde "den Gang hinuntergezerrt, in Handschellen, halb bewusstlos", heißt es in einem Bericht eines Besatzungsmitglieds.

In einem Gefängnis in Chicago im Februar 2006 sollen fünf Wachmänner einen 49-Jährigen auf den Boden gedrückt haben. Der Mann sei wütend über seine Abschiebung nach Ecuador gewesen, heißt es in seiner Akte. Als ihm eine Krankenschwester den "Cocktail" spritzte, habe sich ein Vollzugsbeamter über ihn gebeugt und spöttisch gesagt: "Schöne Träume."

Dies seien lediglich Beispiele der insgesamt 250 Fälle, die die Washington Post seit 2003 recherchiert hat, in denen ohne medizinischen Grund Medikamente für psychisch Kranke verabreicht worden seien. Ein derartiges Vorgehen verletze mehrere internationale Menschenrechtskodizes.

Seit eine Abteilung des Heimatschutzministeriums im Jahr 2003 die Verantwortung für Abschiebungen übernommen habe, habe die Ausweisung illegal eingereister oder vorbestrafter Ausländer zugenommen, berichtete die Zeitung weiter. Bundesbeamte hätten nur selten öffentlich zugegeben, dass sie die Menschen für die Abschiebung betäuben. Es sei lediglich "als letztes Mittel" gedacht.

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