Vor einem Monat: Start der Panama Papers :Im Offshore-Keller brennt jetzt Licht

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Rücktritte, Razzien, Demonstrationen: Nach dem Daten-Leak bei Mossack Fonseca sind in mehr als 30 Ländern Politik und Strafverfolgungsbehörden aktiv geworden.

Von Katrin Langhans und Sara Schurmann

Die Panama Papers sind das größte Datenleak, das Journalisten bisher überlassen wurde. Vor fast genau einem Monat, am 3. April, veröffentlichten Medien weltweit und zeitgleich ihre ersten Erkenntnisse über die geheime Welt der Briefkastenfirmen - und seitdem wird weiter täglich über die Ergebnisse der Recherchen berichtet, die auf Kopien von Daten der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, eines der großen Verkäufer von Briefkastenfirmen, basieren.

Inzwischen haben die Enthüllungen über die Offshore-Industrie Wirkung gezeigt. Ermittler etwa in Panama, Ecuador und Peru stellten Dokumente aus den Büros von Mossack Fonseca sicher. Auch erste konkrete Schritte zur Bekämpfung von Steuerschlupflöchern zeichnen sich ab: Panama hat angekündigt, sich dem automatischen Austausch von Informationen in Steuerfragen anzuschließen. Das EU-Parlament will mit einem Untersuchungsausschuss mögliche Steuervergehen in Verbindung mit den Panama Papers aufklären, und in Großbritannien hat David Cameron als erster Premierminister des Landes ein Zeichen gesetzt, indem er auf Druck der Öffentlichkeit hin seine Steuerunterlagen veröffentlicht hat.

Menschen in Argentinien, Island, Malta und Pakistan zogen auf die Straße, um gegen Politiker und Banken zu demonstrieren, deren Verbindung zu Briefkastenfirmen durch die Panama Papers öffentlich wurden. In acht Ländern traten Banker, Minister oder Leiter bedeutsamer Institutionen aufgrund ihrer Offshore-Geschäfte zurück. Darunter der isländische Premierminister Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, Spaniens Industrieminister José Manuel Soria und Juan Pedro Damiani als Mitglied der Ethikkommission des Fußballweltverbandes Fifa.

Bei der Recherche der Panama Papers haben insgesamt 400 Journalisten in 80 Ländern geheime Dokumente der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca untersucht, die der Süddeutschen Zeitung von einer anonymen Quelle zugespielt worden waren: "Hallo. Hier spricht John Doe. Interessiert an Daten? Ich teile gerne" - so begann die Geschichte vor etwa einem Jahr. Der Datenberg, den die Quelle über Monate übermittelte, wuchs auf 2,6 Terabyte an: darunter interne Mails, Verträge und Ausweiskopien der Kunden der Kanzlei - von den 70er-Jahren bis ins Frühjahr 2016.

(Foto: N/A)

Die SZ teilte die Daten mit Journalisten des Internationalen Konsortiums für Investigative Journalisten (ICIJ). Gemeinsam durchforsteten Reporter mehr als elf Millionen Dokumente, die zeigen, wie die Geschäfte in der Offshore-Finanzwelt funktionieren und wie mit Hilfe von Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, der Besitz von Staatsmännern, Prominenten, Milliardären und Verbrechern in aller Verschwiegenheit in Steuerparadiesen verwaltet wird. Ausweislich der Panama Papers sind unter den Kunden der Kanzlei auch Mitglieder von Mafia-Banden und Personen und Firmen, die bereits von der EU sanktioniert worden waren, etwa weil sie Geschäfte mit Terrororganisationen gemacht haben sollen.

Reporter der SZ, vom britischen Guardian, der französischen Le Monde und viele andere, die für insgesamt rund Hundert Medien auf der ganzen Welt berichten, haben monatelang jenes System von Briefkastenfirmen recherchiert, das so hilfreich dabei ist, Geschäfte jedweder Art zu verschleiern.

Jetzt, einen Monat nach dem Start der Panama Papers, ist das Thema in vielen Ländern fest auf der politischen Agenda, Konsequenzen sollen folgen. Der französische Präsident François Hollande etwa sagte: "Sollte es europäische Unternehmen geben, die daran mitwirken, werden sie verfolgt werden." US-Präsident Barack Obama ist der Ansicht, man müsse garantieren, dass jeder seinen fairen Anteil an den Steuern bezahle: "Es wird immer eine Art von verbotenen Bewegungen von Fonds rund um die Welt geben, aber wir sollten es ihnen nicht einfach machen." Bundesjustizminister Heiko Maas kündigte als Schlussfolgerung aus den Panama Papers an: "Wer sich da etwas hat zuschulden kommen lassen, der wird sich vor einem deutschen Gericht verantworten müssen."

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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