Vollgeld:Die Schweiz ist kein Labor

Bei der Volksabstimmung hat das Land dem alternativen Geldsystem zu Recht eine Absage erteilt.

Von Charlotte Theile

Die Ablehnung ist deutlich: Drei Viertel der Schweizer haben der Idee eines alternativen Geldsystems eine Absage erteilt, sie wollen keine Experimente bei der nationalen Geldschöpfung wagen. Viele Ökonomen dürften von diesem Entscheid enttäuscht sein. Die Schweiz mit ihrer direkten Demokratie, eigener Währung und starkem Finanzplatz erschien ihnen als das richtige Labor, um das Vollgeld-System zu testen. Eine Idee, die seit fast hundert Jahren immer wieder diskutiert wird. Umgesetzt aber wurde das System noch nie.

Das mag für die Theoretiker ärgerlich sein - in der realen Welt aber ist es gut so.

Denn auch wenn die Einlagen auf der Bank bei einer Pleite besser geschützt wären, ist Vollgeld kein geeignetes Mittel, um in einer vernetzten Geldwirtschaft für mehr Sicherheit zu sorgen. Die Kreditvergabe wäre verlangsamt, die Geschäftsbanken wären weniger effizient - und Krisen in anderen Branchen, etwa auf dem Immobilienmarkt, gäbe es weiterhin. Die Schweizer Nationalbank wurde daher nicht müde zu erklären, dass sie den Geldmarkt anders besser steuern kann.

Den Vollgeld-Befürwortern bleibt das gute Gefühl, ihre Idee auf großer Bühne diskutiert zu haben. Nach einem Labor müssen sie weiter suchen. Für die Schweiz ist der Versuch beendet, bevor er angefangen hat.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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