Vogelgrippe:Verdacht bei Nutzgeflügel in Frankreich

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In einem Puten-Zuchtbetrieb in Ostfrankreich könnte Nutzgeflügel mit dem H5N1-Virus infiziert sein. Hierzulande breitet sich die Vogelgrippe an der deutschen Ostseeküste in Richtung Westen aus.

Der Betrieb liegt innerhalb der Drei-Kilometer-Schutzzone um die Gemeinde Joyeux, wo am Samstag die erste von inzwischen zwei auf H5N1 positiv getestete Wildenten gefunden worden war.

Im Osten der Türkei kamen sieben Schüler wegen des Verdachts auf eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus ins Krankenhaus. Die Grundschüler im Landkreis Muradiye in der Provinz Van hätten in der Pause mit zwei toten Vögeln gespielt, berichtete die Zeitung Bir Gün .

Die Vogelgrippe breitet sich an der deutschen Ostseeküste in Richtung Westen aus. Rund hundert Kilometer Luftlinie von Rügen entfernt wurde auf der Insel Walfisch bei Wismar eine mit dem auch für den Menschen gefährlichen H5N1-Virus infizierte Reiherente tot aufgefunden.

Ein befürchtetes Überspringen des Virus auf Nutztiere auf Rügen bestätigte sich nicht. In Frankreich gab es erstmals den Verdacht auf Vogelgrippe in einem Zuchtbetrieb. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen, für den Fall einer Grippe-Epidemie die Medikamentenvorräte der Länder aufzustocken.

Der Verdacht von H5N1 bei einer Hausente von der Insel Rügen sei "definitiv und hundertprozentig" vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) entkräftet, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD).

Der Hausgeflügelbestand von 106 Enten und Hühnern bei Putbus auf Rügen war vorsorglich getötet worden. Die Behörden versuchen derzeit mit aller Macht, das Überspringen der Tierseuche von Wildvögeln auf Nutztiere zu verhindern. Ein Überspringen könnte unter anderem auch zu Ausfuhrbeschränkungen für Waren aus Deutschland führen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) bei einem Besuch in Schwerin.

Die Zahl der positiv getesteten Wildvögel stieg mit dem Fall auf der Insel Walfisch auf insgesamt 110. Schwerpunkt der Seuche bleibt die Insel Rügen mit 107 Fällen von H5N1. Je ein Fall war in Rügens Nachbarkreisen Nordvorpommern und Ostvorpommern gefunden worden.

Medikamente für 20 Prozent der Bevölkerung

Bislang sammelten die Einsatzkräfte mehr als 1100 Vogelkadaver ein. Insgesamt sollen für 20 Prozent der Bevölkerung die Grippe-Mittel Tamiflu und Relenza angeschafft werden, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsminister Gerry Kley (FDP) nach einer außerordentlichen Sitzung mit seinen Amtskollegen aus Bund und Ländern.

Mit Tamiflu und Relenza sollen im Falle einer Grippe-Pandemie vor allem die besonders gefährdeten Personengruppen wie medizinisches Personal und Sicherheitskräfte versorgt werden, bis ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung steht.

Die Bevorratung der Länder mit Grippe-Mitteln ist sehr unterschiedlich. Die meisten Länder liegen derzeit noch deutlich unter der Vorgabe von 20 Prozent. Ausnahme ist Nordrhein-Westfalen, das inzwischen einen Vorrat für 30 Prozent seiner Einwohner angelegt hat.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) betonte, es gebe derzeit keine akute Gefahr für eine Grippe-Pandemie. Auch für eine Übertragung der Vogelgrippe vom Tier auf den Menschen gebe es in Deutschland derzeit nur eine "geringe Gefahr".

© SZ vom 24.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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